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Vollansicht des Interventionsprogramms: Soziales Kompetenztraining für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen | ||
PSYNDEX- und BEPRO-Dokument-Nr.: 0277574 | ||
Cholemkery, Hannah; Freitag, Christine | ||
Soziales Kompetenztraining für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen | ||
Social competence training for children and adolescents with autism spectrum disorders | ||
Bezugsquelle: Weinheim: Beltz Psychologie Verlags Union, 2014, 223 S., Preis: EUR 49,95, ISBN: 978-3-621-28148-5 | ||
Allgemeine InformationenVerfahrensklassifikationPsychoedukationGruppenintervention Therapie Training Theoretischer Hintergrundverhaltenstheoretischkognitiv-verhaltenstheoretisch pädagogisch humanistisch | ||
IndikationDSM-IV: Autistische Störung bei tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (299.00)ICD-10: Frühkindlicher Autismus bei tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (F84.0) ICD-10: Atypischer Autismus (F84.1) DSM-IV: Rett-Störung (299.80) DSM-IV: Desintegrative Störung im Kindesalter (299.10) ICD-10: Überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien (F84.4) DSM-IV: Asperger-Störung (299.80) ICD-10: Sonstige tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84.8) DSM-IV: Nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörung (299.80) Weitere Informationen zur ZielgruppeKinder und Jugendliche zwischen 9 und 20 Jahren mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS).KontraindikationenDer Intelligenzquotient der Teilnehmer sollte 70 nicht unterschreiten; Kinder und Jugendliche mit ASS, die keinerlei soziale Motivation oder Interesse an der Interaktion mit Gleichaltrigen zeigen; ein erhöhtes Aggressionspotenzial im sozialen Kontakt; suizidale Gedanken; deutlich ausgeprägte Zwangssymptome; schlechte expressive und rezeptive Sprachfähigkeiten. | ||
AnwendungsbedingungenRahmenbedingungen- Aufteilung in Kindergruppe (9 bis 13 Jahre) und Jugendgruppe (14 bis 20 Jahre)- Gruppengröße: vier bis fünf Kinder bzw. fünf bis sieben Jugendliche - Raumbeschaffenheit: Ein großer Raum mit Möglichkeiten zur Bewegung (Rennen und Spielen), der über die Dauer der Therapie beibehalten wird und unverändert bleibt. Mindestens zwei Tische mit Stühlen; Möglichkeit der Präsentation von Plakaten - Material: Namensschilder oder Krepp-Klebefolie, Flipchart und Papier, Stifte, Filzstifte, Edding-Stifte, bunte Plakate, CD zum computergestützen Training der Emotionserkennung (FEFA), Briefumschlag, Dino-Karten, , DVD zum Training der kontextgebundenen Emotionserkennung (MASC), leere Blätter, Regel-Plakat, drei Smiley-Karten, Wunschkarten; Sanduhr, Zielkarte, Videorekorder, Video-Kamera, Laptop, Schnellhefter, Belohnungskiste, CD-Player und Entspannungsmusik - pro Gruppe sollten zwei Therapeuten zur Verfügung stehen Behandlungskontext- in Gruppen- in Kombination mit anderen Interventionen möglich KostenKeine Angaben.Dauer der AnwendungDas Autismus-spezifische soziale Kompetenztraining SOSTA-FRA besteht aus zwölf strukturierten und sechs freien Gruppensitzungen. Die Sitzungen finden wöchentlich (gleicher Tag, gleiche Zeit) mit einer Dauer von jeweils 90 Minuten statt. Ergänzend werden drei Elternabende angeboten. | ||
DurchführungZiel:Mit dem Autismus-spezifischen sozialen Kompetenztraining SOSTA-FRA sollen betroffenen Kindern und Jugendlichen die wichtigsten Basiskompetenzen hinsichtlich Benennen, Erkennen und Üben des emotionalen Ausdrucks, Kommunikationsregeln, Kontaktaufnahme und -gestaltung, Fremd- und Selbstwahrnehmung sowie der Umgang mit schwierigen Situationen vermittelt werden. Durchführung: Das Therapie-Manual zeichnet sich durch einen festgelegten Ablaufplan aus, welcher allen Trainingssequenzen zu Grunde liegt. Dieser umfasst folgende Elemente: - Einführung bezüglich Ablauf und Zielen der Sitzung - Wiederholen der Gruppenregeln - Eingangsrunde mit Blitzlicht zum aktuellen Befinden/Erlebnissen der vergangenen Woche, Formulierung eines persönlichen Ziels für die Stunde, Besprechung der Hausaufgaben der letzten Woche - Themenblock mit theoretischer Einführung, Übung und Vertiefung/Reflexion - Puffer: Gruppenspiele - Wochenauftrag (Vergabe von Hausaufgaben) - Abschlussrunde mit Feedback Die zwölf Sitzungen gliedern sich wie folgt: Sitzung 1: Kennenlernen und Einführung - Ziele: gegenseitiges Kennenlernen; Kontakt untereinander herstellen; sicheren Rahmen durch Regeln und Abläufe festlegen; Ziele setzen und Commitment für die Gruppentherapie herstellen. - Ablauf: Spiel zum Kennenlernen; Gemeinsames Regeln aufstellen, auf Plakat festhalten und unterschreiben; Psychoedukation: Was ist Autismus? Woran merke ich das bei mir? Darum bin ich hier (Ziel des Trainings). Sitzung 2: Kommunikation - Ziele: Zwischenmenschliche Kommunikation besser verstehen; Kommunikationsregeln explizit machen und spielerisch üben; Grundlagen zur Interaktion schaffen; Konfliktpotenzial verstehen. - Ablauf: (a) Basis: Einführung "Grundlagen der Kommunikation" (Modell-Rollenspiel, gemeinsames Entwickeln grundlegender Kommunikationsregeln) (b) Vertiefung: Rollenspiel Sitzung 3: Gefühle I - Ziele: Grundlegende Emotionen benennen, erkennen und verstehen; Training der Emotionserkennung. - Ablauf: (a) Basis:- Was gibt es für Gefühle? (b) Vertiefung I: Woran erkennt man diese Gefühle? (c) Vertiefung II: Testen und Trainieren des Erkennens der Grundemotionen Freude, Wut, Trauer, Ekel, Angst und Überraschung anhand von Gesichtsausdrücken bzw. Augenpartien mit dem "Frankfurter Test und Training des Erkennens von fazialem Affekt" (FEFA) (d)Vertiefung III: Pantomime-Spiel Sitzung 4: Gefühle II - Ziele: Wiederholung und Vertiefung: Komplexere Emotionen benennen, erkennen, verstehen; Emotionen mit auslösenden Situationen verknüpfen/in Beziehung setzen; Selbstreflexion; Gelerntes üben. - Ablauf: (a) Basis I: FEFA (b) Basis II: "Welches Gefühl passt zur Situation?" (Situationszuordnung) (c) Vertiefung I: Wann haben wir welche Gefühle? (Kindergruppe: "Dino-Karten" auf denen eine Dinosaurierfigur, die unterschiedliche Gefühle zeigt, dargestellt wird; Jugendgruppe "MASC-Video" mit kurzen Interaktionssequenzen) (d) Vertiefung II: Rollenspiele Sitzung 5: Gefühle III - Ziele: Komplexere Emotionen benennen, erkennen, verstehen; Emotionen mit auslösenden Situationen verknüpfen/in Beziehung setzen; in Übereinstimmung mit den eigenen Gefühlen agieren (adäquater Ausdruck); Üben, Selbstbeobachtung und -reflexion. - Ablauf: (a) Basis I und Wiederholung: FEFA (Frankfurter Test und Training des Erkennens von sozialem Affekt) (b) Basis II: Gefühle-Situations-Memory zum Verbinden von Gefühlen mit Situationen (c) Vertiefung I: Rollenspiele: Gefühle adäquat zur Situation ausdrücken (Videoaufnahme) (d) Vertiefung II: Videoanalyse Sitzung 6: Impulskontrolle und Selbstregulation - Ziele: Wutausbrüche besser verstehen; Umgangsstrategien kennenlernen (Impulskontrolle, Selbstregulation); Erweiterung der Handlungskompetenzen; Stressreduktion/Entspannung. - Ablauf: (a) Basis: "So entsteht meine Wut!" (b) Vertiefung I: Umgangsstrategien und Aussteigertipps (c) Vertiefung II: Entspannungsübung Sitzung 7: Soziale Interaktion und Problemlösen I - Ziele: Exekutive Fähigkeiten stärken und Handlungskompetenzen in schwierigen sozialen Situationen erweitern; Fehler besser einordnen und entsprechende Reaktionen erarbeiten; Perspektivenübernahme; Problemlösekompetenzen trainieren. - Ablauf: (a) Basis: Einstiegsrunde "Manchmal verstehe ich nicht, warum mein Gegenüber so reagiert" (b) Vertiefung I: Fehleranalyse bezüglich Schweregrad sozialen Fehlverhaltens und möglicher Reaktionen (c) Vertiefung II: Fehleranalyse durch "Soziale Autopsie" und Vermittlung von Problemlösestrategien Sitzung 8: Soziale Interaktion und Problemlösen II - Ziele: Handlungsstrategien zum Knüpfen von Kontakten erweitern; Training sozialer Fertigkeiten. - Ablauf: (a) Basis: Einführung "Soziale Fertigkeiten" (b) Vertiefung I: Rollenspiele (c) Vertiefung II: Strategie "social scripts" und "Cue Cards" (Erstellen und Anwenden von Hinweis-Kärtchen in sozialen Situationen) Sitzung 9: Soziale Wahrnehmung - Ziele: Sich selbst besser wahrnehmen; Selbstreflexion der eigenen Wirkung auf andere Menschen; freundliches Verhalten einüben. - Ablauf: (a) Basis: "So wirke ich, wenn " (Rollenspiel der Therapeuten) (b) Vertiefung I: Rollenspiel "Freundliches Verhalten" (Videoaufnahme) (c) Vertiefung II: Videoanalyse Sitzung 10: Selbst- und Fremdwahrnehmung I - Ziele: positive Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein stärken; Fremdwahrnehmung sensibilisieren; Erweiterung der Handlungskompetenzen um positive Rückmeldungen geben. - Ablauf: (a) Basis: Selbstbeschreibung I "Das bin ich" (b) Vertiefung I: Selbstbeschreibung II "Das kann ich gut" (c) Vertiefung II: Interaktionsspiel "Das kannst du gut" (d) Vertiefung III: Lobehand (sich gegenseitig loben) Sitzung 11: Selbst- und Fremdwahrnehmung II - Ziele: Konsequenzen eigener und fremder Handlungen besser nachvollziehen können; ineffektive Interaktionsregeln durch effektive Strategien ersetzen; Selbstinstruktionen üben. - Ablauf: (a) Basis: Fallbeispiel (b) Vertiefung I: Gruppendiskussion (c) Vertiefung II: Problemlösen in der Jugendgruppe mit "SODA-"(Stop-Observe-Deliberate-Act-)Strategie bzw. in der Kindergruppe mit "social scripts" (d) Vertiefung III in der Jugendgruppe: Rollenspiel "SODA" oder Gruppendiskussion Sitzung 12: Abschluss - Ziele: Wiederholung der gelernten Inhalte; eine schöne, abschließende Gruppenerfahrung machen; Selbstständigkeit in der Vorbereitung der Gruppenaktivität stärken. - Ablauf: (a) Zusammenfassung gelernter Inhalte (Kreuzworträtsel-Wettbewerb) (b) Gemeinsame Gruppenaktivität mit Baustein: Selbstständigkeit (c) Abschlussrunde (Feedback) Neben den vorgestellten strukturierten und in ihrem Ablauf detailliert beschriebenen Gruppentherapiesitzungen empfiehlt es sich, sechs Puffer-Sitzungen in den Zeitplan einzubauen. Es sind freier gestaltete Einheiten mit Variationsmöglichkeiten, die mehrere Ziele zum Inhalt haben können: Bearbeitung aktueller gruppenspezifischer Themen; Übung und Wiederholung von bereits Gelerntem; Vertiefung von Themenblöcken; Transfer des Gelernten in Alltagssituationen; gemeinsame Gruppenaktivitäten. Des Weiteren sind mindestens drei Elternabende pro Gruppentraining im Sinne einer "Transferbrücke" einzuplanen. Sitzung 1 - Ziele: Gegenseitiges Kennenlernen; Psychoedukation; Vermittlung von grundlegendem Wissen zu Symptomen und Therapie der ASS; Abklärung der Erwartungen an die Therapie - Ablauf: (a) Eingangsrunde (Kennenlernen) (b) Psychoedukation: Was bedeutet Autismus/Autismus-Spektrum? (c) Ergänzender Baustein: Positive Verstärkung - Das hast du gut gemacht! (d) Hausaufgaben (Anwendung der Strategie des Lobens) Sitzung 2 - Ziele: Vermittlung der Inhalte der Gruppentherapie und den damit einhergehenden Zielen; Informationen über die Bedeutung von Tages-/Wochenplänen - Ablauf: (a) Eingangsrunde und Hausaufgabenbesprechung (b) Überblick: Gruppentherapie (c) Ergänzender Baustein: Vermittlung von Informationen zu Tagesstruktur und Wochenplänen für den Aufbau erwünschter Verhaltensweisen sowie zur Strukturierung und Visualisierung des Alltags (d) Hausaufgaben (Anwendung Tagesstruktur/Wochenplan) (e) Abschlussrunde Sitzung 3 - Ziele: Austausch und Elterninformation zur Entwicklung der Kinder und Jugendlichen in der Gruppentherapie; Perspektivenplanung und Empfehlungen; Vermittlung von Informationen zu Familienregeln und Verstärkerplänen für den Aufbau erwünschter Verhaltensweisen - Ablauf: (a) Eingangsrunde und Hausaufgabenbesprechung (b) Austausch und Perspektivenplanung (Rückmeldung zu Entwicklungen des Kindes in der Gruppentherapie) (c) Ergänzender Baustein: Familienregeln und Verstärkerpläne kennenlernen und einsetzen (d) Abschlussfeedback in der Zirkelrunde | ||
MaterialienGenannte diagnostische Verfahren
ArbeitsmaterialAlle Arbeitsmaterialien können nach Eingabe eines Download-Codes als PDF-Dateien von einer Internetseite herunter geladen werden. Sie sind jedoch nicht im Buch selbst abgedruckt. | ||
Wirksamkeitsnachweise/EvaluationDas SOSTA-FRA Manual wurde in einer ersten Prä-Post-Studie mit 25 Kindern und Jugendlichen evaluiert. Bereits nach zwölf Therapiesitzungen konnte ein mittelgroßer und damit klinisch bedeutsamer Effekt (d = 0,68) auf die soziale Reaktivität der Kinder und Jugendlichen, gemessen anhand der SRS im Elternurteil, nachgewiesen werden. Zusätzlich zeigte sich eine mittlere Zufriedenheit der Patienten, ihrer Eltern und der Therapeuten in einem Therapiebeurteilungsbogen. Die einzelnen Sitzungsziele konnten von den Kindern und Jugendlichen sehr gut umgesetzt werden, sodass von einem adäquaten Schweregrad ausgegangen werden kann. In einer Ende 2013 abgeschlossenen, randomisiert-kontrollierten Studie wurde der Effekt von SOSTA-FRA bei 228 Kindern und Jugendlichen, die an sechs Universitätskliniken an der Gruppentherapie teilnahmen, überprüft. Das Studienprotokoll ist bereits veröffentlicht; die Ergebnisse der Studie werden 2014 vorliegen. | ||
LiteraturLiteratur zu Wirksamkeitsnachweisen
Weiterführende Literatur
Verwandte Quellen
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Publikationsjahr: 2014 Änderungsdatum: BEPRO |D 2014 10 21 |T 09:01:44 | ||
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