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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: Cultural Orientation Scale | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9001732 | ||
COS - Cultural Orientation Scale (PSYNDEX Tests Review) | ||
Cultural Orientation Scale/author | ||
Bierbrauer, G., Meyer, H. & Wolfradt, U. | ||
(1994). Measurement of normative and evaluative aspects in individualistic and collectivistic orientations: The Cultural Orientation Scale (COS). In U. Kim, H.C. Triandis, C. Kagitcibasi, S.C. Choi & G. Yoon (Eds.), Individualism and collectivism. Theory, method, and applications (pp. 189-199). Thousand Oaks, CA: Sage Publications. Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9001732 | ||
Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung" (CC BY-NC-ND); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 18.05.2022. Anmerkung: Das Verfahren wurde 2002 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen Nachweis im Testarchiv: Bierbrauer, G., Meyer, H. & Wolfradt, U. (2002). COS. Cultural Orientation Scale [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9001732 und Fragebogen Deutsch, Englisch, Russisch und Spanisch]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. | ||
Adresse(n): o Prof. i.R. Dr. Günter Bierbrauer, Ph.D., Universität Osnabrück, Psychologie/Sozialpsychologie, Adolfstrasse 50, D-49078 Osnabrück ; E-Mail: bierbrauer@uos.de ; URL: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Bierbrauer ; Stand: 17.3.2021 o Prof. apl. Dr. Dr. Uwe Wolfradt, Institut für Psychologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, D-06099 Halle (Saale) ; E-Mail: uwe.wolfradt@psych.uni-halle ; URL: http://www.psych.uni-halle.de/abteilungen/differentiell/mitarbeiter/wolfradt/ ; Stand: 7.7.2016 | ||
AbstractDiagnostische Zielsetzung:Mit der Cultural Orientation Scale können Unterschiede hinsichtlich des Merkmals Individualismus/Kollektivismus sowohl zwischen Individuen und Gruppen innerhalb einer Kultur/eines Landes als auch zwischen verschiedenen Kulturen bzw. Ländern abgebildet werden. Außerdem kann sie zwischen den wahrgenommenen kulturellen Normen einerseits und deren individuellen Bewertungen andererseits differenzieren. Anwendungsmöglichkeiten bestehen in allen kulturvergleichenden Untersuchungen, die an der Erfassung des Konstruktes Individualismus-Kollektivismus interessiert sind.
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Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundIn der kulturvergleichenden Psychologie gibt es verschiedene Ansätze, kulturelle Unterschiede entlang von normen- und wertebasierten Dimensionen zu beschreiben (z.B. Hofstede, 1980, 1991; Schwartz, 1994). Einem Merkmal, dem dabei besondere Beachtung geschenkt wurde, ist die Individualismus/Kollektivismus-Dimension (Hofstede, 1980; Triandis, 1989). Mit ihr werden Unterschiede in der Bedeutung einer Wir-Gruppe für die Identität des Einzelnen beschrieben. In Kulturen mit einer ausgeprägten kollektivistischen Orientierung (z.B. asiatischen Ländern) sind Menschen von Geburt an in stabile, geschlossene Wir-Gruppen integriert und die Identität des Einzelnen wird maßgeblich durch die Zugehörigkeit zu einer solchen Gruppe bestimmt. In Kulturen mit einer ausgeprägten individualistischen Orientierung (z.B. den USA) sind die Bindungen zwischen Menschen dagegen weniger eng. Die eigene Identität wird als eher unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe gesehen und die Entwicklung einer solchen unabhängigen Identität stellt ein wichtiges Ziel in der Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen dar. Mit der Cultural Orientation Scale (COS; Bierbrauer, Meyer und Wolfradt, 1994) können Unterschiede hinsichtlich dieser Dimension sowohl zwischen Individuen und Gruppen innerhalb einer Kultur als auch zwischen verschiedenen Kulturen abgebildet werden. Weiterhin ermöglicht die Cultural Orientation Scale, zwischen den wahrgenommenen kulturellen Normen einerseits und deren individuellen Bewertungen andererseits zu differenzieren. Normen beschreiben die Erwartungen einer Gruppe oder Kultur an das Verhalten des Einzelnen. Sie reflektieren u.a. die Verhaltensstandards sowie die Häufigkeit bestimmter Verhaltensweisen in einer Gruppe oder Kultur. Davon abzugrenzen ist die persönliche Bewertung des Einzelnen, ob ein Verhalten wünschenswert ist oder nicht. Diese muss nicht unbedingt mit den normativen Standards in einer Kultur übereinstimmen. Die Differenzierung zwischen normativen Standards und individueller Bewertung ist insbesondere dann sinnvoll, wenn die Identität einer Person durch zwei Kulturen beeinflusst wird, beispielsweise durch die Migration in ein anderes kulturelles Umfeld. Hierbei kann der Einfluss des neuen kulturellen Umfeldes dazu führen, dass kulturelle Praktiken des Herkunftslandes anders oder neu bewertet werden. Daher kann speziell bei der Befragung von Immigranten die Beschreibung der kulturellen Normen in ihrem Herkunftsland einerseits und deren subjektive Bewertung andererseits deutlich voneinander abweichen. Die COS ermöglicht eine unabhängige Erfassung der beiden Aspekte in getrennten Fragebogenteilen. | ||
TestaufbauDie Cultural Orientation Scale besteht aus zwei Teilen mit jeweils 13 Items. Jedes Item beschreibt eine bestimmte soziale Verhaltensweise (z.B. "bei der Wahl des Partners auf den Rat der Eltern hören"). Im ersten Fragebogenteil werden die Auskunftspersonen nach der von ihnen wahrgenommen Normen bezüglich der Verhaltensweisen gefragt. Auf einer siebenstufigen Skala sollen sie angeben, wie häufig die beschriebenen Verhaltensweisen ihrer Meinung nach in einem bestimmten Land vorkommen. Im zweiten Teil werden die Probanden nach ihren persönlichen Bewertungen dieser Verhaltensweisen gefragt. Hierzu steht ihnen ebenfalls eine siebenstufige Skala zur Verfügung, die von "ich halte dies für sehr schlecht" bis "ich halte dies für sehr gut" reicht. | ||
AuswertungsmodusDie Auswertung erfolgt auf der Basis von Mittelwerten. Diese können sowohl für die Gesamtskala als auch für die beiden Subskalen errechnet werden. Höhere Mittelwerte stehen für eine stärkere kollektivistische Orientierung. Zu beachten ist dabei, dass die Items 6 und 8 sowie 19 und 21 vor der Mittelwertbildung umgepolt werden müssen. | ||
AuswertungshilfenIn einer Anmerkung am Ende des Fragebogens wird auf die umgekehrte Polung der Items 6 und 8 sowie 19 und 21 hingewiesen. | ||
AuswertungszeitKeine Angaben. | ||
Itembeispiele1. Wie häufig richten sich Jugendliche in Deutschland bei der Wahl ihres Freundes oder ihrer Freundin nach den Ratschlägen ihrer Eltern?2. Wie häufig sprechen Jugendliche in Deutschland mit ihren Eltern über ihre Gedanken und neuen Ideen? 14. Was halten Sie persönlich davon, wenn sich Jugendliche bei der Wahl ihres Freundes oder ihrer Freundin nach den Ratschlägen ihrer Eltern richten? 15. Was halten Sie davon, wenn Jugendliche mit ihren Eltern über ihre Gedanken und neuen Ideen sprechen? | ||
Alle ItemsTeil I (normativer Teil):1. Wie häufig richten sich Jugendliche in Deutschland bei der Wahl ihres Freundes oder ihrer Freundin nach den Ratschlägen ihrer Eltern? 2. Wie häufig sprechen Jugendliche in Deutschland mit ihren Eltern über ihre Gedanken und neuen Ideen? 3. Wie häufig richten sich Jugendliche in Deutschland bei der Berufswahl nach dem Rat ihrer Eltern oder nahen Verwandten? 4. Wie häufig unterhält man sich in Deutschland mit seinen Nachbarn über die Politik? 5. Wie häufig sucht man in Deutschland bei Geldangelegenheiten den Rat von Freunden? 6. Wie häufig macht man in Deutschland im Beisein von Freunden oder Kollegen das, was man will, unabhängig davon, was die anderen davon halten könnten? 7. Wie häufig kommt es in Deutschland vor, dass man im Elternhaus wohnen bleibt, bis man heiratet? 8. Fühlt man sich in Deutschland gestört, wenn jemand unangemeldet zu Besuch kommt? 9. Kümmert man sich in Deutschland eher um einen kranken Familienangehörigen anstatt zur Arbeit zu gehen? 10. Wie häufig bespricht man sich in Deutschland erst mit seiner Familie, bevor man eine wichtige Entscheidung trifft? 11. Wie häufig bespricht man in Deutschland Probleme, die man mit seinem Beruf bzw. Studium hat, mit seinen Eltern? 12. Fühlen sich Menschen in Deutschland einsam, wenn sie nicht mit ihren Geschwistern oder Angehörigen zusammen sind? 13. Fühlen sich Menschen in Deutschland selbst beleidigt, wenn der eigene Bruder beleidigt worden ist? Teil II (evaluativer Teil): 14. Was halten Sie persönlich davon, wenn sich Jugendliche bei der Wahl ihres Freundes oder ihrer Freundin nach den Ratschlägen ihrer Eltern richten? 15. Was halten Sie davon, wenn Jugendliche mit ihren Eltern über ihre Gedanken und neuen Ideen sprechen? 16. Was halten Sie davon, wenn sich Jugendliche bei der Berufswahl nach dem Rat ihrer Eltern oder nahen Verwandten richten? 17. Was halten Sie davon, wenn man sich mit seinen Nachbarn über Politik unterhält? 18. Was halten Sie davon, wenn man in Geldangelegenheiten den Rat von Freunden sucht? 19. Was halten Sie davon, wenn man im Beisein von Freunden oder Kollegen das macht, was man will, unabhängig davon, was die anderen davon halten könnten? 20. Was halten Sie davon, wenn man solange im Elternhaus wohnen bleibt, bis man heiratet? 21. Was halten Sie davon, wenn man sich gestört fühlt, weil jemand unangemeldet zu Besuch kommt? 22. Was halten Sie davon, wenn man sich eher um einen kranken Familienangehörigen kümmert, anstatt zur Arbeit zu gehen? 23. Was halten Sie davon, wenn man sich erst mit seiner Familie bespricht, bevor man eine wichtige Entscheidung trifft? 24. Was halten Sie davon, wenn man Probleme, die man mit seinem Beruf bzw. Studium hat, mit seinen Eltern bespricht? 25. Was halten Sie davon, wenn sich Menschen einsam fühlen, wenn sie nicht mit ihren Geschwistern oder Angehörigen zusammen sind? 26. Was halten Sie davon, wenn man sich selbst beleidigt fühlt, weil der eigene Bruder beleidigt worden ist? | ||
Durchführung | ||
TestformenIn Abhängigkeit vom Anwendungskontext kann im ersten Fragebogenteil anstelle von Deutschland ein anderes Land oder die allgemeine Formulierung "Herkunftsland" eingefügt werden. Die Cultural Orientation Scale kann einzelnen Auskunftspersonen oder Personengruppen vorgelegt werden. Es liegen eine deutsche, englische und spanische Version vor. | ||
AltersbereicheJugendliche und Erwachsene. | ||
DurchführungszeitDas Lesen der Instruktionen sowie das Ausfüllen des Fragebogens nimmt etwa 10 bis 15 Minuten in Anspruch. | ||
MaterialFragebogen, Schreibgerät. | ||
InstruktionBeiden Fragebogenteilen ist ein kurzer Instruktionstext vorangestellt. Weitere Instruktionen sind nicht erforderlich. | ||
DurchführungsvoraussetzungenDie Anwendung des Fragebogens setzt keine speziellen Kenntnisse oder Fähigkeiten voraus. | ||
TestkonstruktionFür die Konstruktion der COS wurde zunächst ein Itempool gebildet, der aus den 63 Items der INDCOL Scale von Hui (1988) bestand sowie aus zwei kürzeren Skalen, die auf der Grundlage der Arbeiten von Sinha und Verma (1987) entwickelt wurden. Aus diesem Itempool wurden anschließend anhand der Ergebnisse zweier in Deutschland durchgeführter Untersuchungen diejenigen Items ausgewählt, die die größte Trennschärfe aufwiesen (rit > .30 für die INDCOL Scale, rit > .40 für die anderen beiden Skalen). An der ersten Studie nahmen 67 Deutsche und 61 Immigranten aus der Türkei und dem Iran teil, an der zweiten 37 Deutsche sowie 41 Libanesen und 28 Kurden, die sich als Asylsuchende in Deutschland aufhielten. In beiden Untersuchungen waren sowohl die Skalen als auch die einzelnen Items in der Lage, zwischen den Zuwanderern bzw. Asylsuchenden einerseits und den Deutschen andererseits zu differenzieren. Die Unterschiede zwischen den beiden Zuwanderergruppen waren jeweils nicht signifikant. Das oben genannte Kriterium führte zu einer Auswahl von 13 Items. Diese werden in der COS zweimal dargeboten, wobei beim ersten Mal nach der wahrgenommenen Norm und beim zweiten Mal nach der individuellen Bewertung gefragt wird. In einer weiteren, in Deutschland durchgeführten Untersuchung konnten sowohl die Gesamtskala als auch die beiden Subskalen signifikant zwischen deutschen (n = 29) und koreanischen (n = 27) Studenten differenzieren. Sie besaß in der Gesamtstichprobe eine innere Konsistenz von Cronbachs Alpha = .82 (Cronbachs Alpha = .56 für die deutschen Studenten und Cronbachs Alpha = .70 für die koreanischen Studenten). | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätDie Durchführungsobjektivität wird durch die standardisierte Form des Fragebogens und die schriftliche Darbietung der Instruktionen gewährleistet. | ||
ReliabilitätDie COS wurde mittlerweile in unterschiedlichen kulturellen Kontexten angewendet (Bierbrauer et al., 1994; Cialdini, Wosinska, Barrett, Butner & Gornik-Durose, 1999; Goodwin & Plaza, 2000; Peltzer, Cherian & Cherian, 1998, 1999; Reddy, Samiullah & Reddy, 1999). Die berichteten internen Konsistenzen reichten dabei von .59 (Goodwin & Plaza, 2000) bis .82 (Bierbrauer et al., 1994). | ||
ValiditätIn kulturvergleichenden Studien in unterschiedlichen kulturellen Kontexten konnte die Cultural Orientation Scale signifikant zwischen Teilnehmern aus eher kollektivistisch und eher individualistisch orientierten Kulturen differenzieren (Bierbrauer et al, 1994; Goodwin & Plaza, 2000). Weiterhin korrelierte die mit der COS erfasste kollektivistische Orientierung positiv mit der wahrgenommenen sozialen Unterstützung nach stressreichen Ereignissen (r = .19, p < .05; Goodwin & Plaza, 2000). Cialdini et al. (1999) wendeten die COS in einer Untersuchung zur Bedeutung der Kultur für den Prozess der sozialen Beeinflussung an. Dabei berücksichtigten Personen, die eher kollektivistisch orientiert sind, bei der Entscheidung, an einer Befragung teilzunehmen, in höherem Ausmaß das Verhalten ihrer sozialen Bezugspersonen als Personen, die eher individualistisch orientiert sind (F = 6.62, p < .01). | ||
NormierungBisher liegt keine Normierung der Skala vor. | ||
AnwendungsmöglichkeitenAnwendungsmöglichkeiten für diese Skala liegen in kulturvergleichenden Untersuchungen, die an der Erfassung des Konstruktes Individualismus-Kollektivismus interessiert sind. Die Differenzierung zwischen den wahrgenommenen Normen und deren individuellen Bewertungen kann vor allem im Kontext der Akkulturationsforschung von Interesse sein. Sie ermöglicht z.B. Erkenntnisse darüber, inwieweit es im Rahmen des Anpassungsprozesses an eine andere Kultur zu einer Umbewertung der kulturellen Normen des Herkunftslandes kommt. | ||
BewertungDie COS hat sich in verschiedenen kulturellen Kontexten als valides und reliables Instrument zur Erfassung der individualistischen bzw. kollektivistischen Orientierung auf individueller und kultureller Ebene erwiesen. | ||
Literatur
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Cordula Henke (05.04.2002) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Questionnaires; Rating Scales; Personality Measures; Individuality; Collective Behavior; Cross Cultural Differences Klassische Testtheorie; Fragebögen; Rating-Skalen; Persönlichkeitstests; Individualität; Kollektivverhalten; Interkulturelle Unterschiede | |
weitere Schlagworte: | 1994; 2002 (Open Test Archive); Open Access; Teil I: Normativer Teil; Teil II: Evaluativer Teil; 26 Items | |
Klassifikation: | Persönlichkeitstests; Kultur und Ethnologie Sonstige Persönlichkeitsverfahren; Sonstige Einstellungstests 9.99; 7.99 | |
Anwendungstyp: | Research (Tests) | |
Art der Publikation: | Test; Electronic Resources (90; 94) | |
Sprache: | English | |
Übersetzungen: | German, Russian, Spanish | |
Land: | Germany | |
Publikationsjahr: | 1994 | |
Änderungsdatum: | 200208 | |
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