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Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients

 PSYNDEX Tests-Dokument: 9002549
 

NOSGER II - Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients (PSYNDEX Tests Review)

 

Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients/author

 Brunner, C. & Spiegel, R.
 (1990). Eine Validierungsstudie mit der NOSGER (Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients), einem neuen Beurteilungsinstrument für die Psychogeriatrie. Zeitschrift für Klinische Psychologie, 19, 211-229.

Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9002549

 Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung" (CC BY-NC-ND); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 18.05.2023.
Anmerkung: Das Verfahren wurde 2002 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen

Nachweis im Testarchiv: Brunner, C. & Spiegel, R. (2002). NOSGER II. Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9002549, Beurteilungsbogen Deutsch und Beurteilungsbogen Englisch]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID.

 Adresse(n): o Prof. Dr. René Spiegel, Emeritus, Universität Basel, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Missionsstrasse 60/62, CH-4055Basel, Schweiz ; E-Mail: rene.spiegel@unibas.ch ; URL: https://psychologie.unibas.ch/de/personen/rene-spiegel/ ; Stand: 5.11.2021
 
WWW-Informationen:
 

Abstract

Diagnostische Zielsetzung:
Das Verfahren ist für ein Screening ambulanter und stationärer Probanden mit dem Verdacht des Vorliegens einer altersbedingten Demenz vorgesehen. Auf pathologische Merkmale ausgerichtete Instrumente sollen hierbei durch Beobachtungen aus dem Alltag ergänzt werden.


Aufbau:
Die insgesamt 30 Items der NOSGER verteilen sich auf folgende Dimensionen mit jeweils 5 Items: (1) Gedächtnis, (2) Instrumental Activities of Daily Life (IADL), (3) Körperpflege (Activities of Daily Life, ADL), (4) Stimmung, (5) Soziales Verhalten, (6) Störendes Verhalten. Beurteilt werden soll die Häufigkeit des Auftretens bestimmter Verhaltensweisen des Patienten für die letzten zwei Wochen. Vorgegeben sind jeweils fünf Antwortmöglichkeiten von "immer" bis "nie". Für die Auswertung werden die den Antworten zugeordneten Punktescores separat für jede Skala aufaddiert.


Grundlagen und Konstruktion:
Die ersten Auffälligkeiten durch Demenzen werden im Alltagsleben entdeckt, wenn gewohnte Fertigkeiten verloren gehen und das Äußere oder die Wohnung vernachlässigt werden. Das Verfahren wurde für die Überprüfung eines neuen Medikaments bei der Firma Sandoz AG entworfen, wobei Elemente vorhandener Instrumente einbezogen wurden (Nurses' Observation Scale for Inpatient Evaluation NOSIE, Geriatric Evaluation by Ralatives Rating Instruments GERRI) und klinische Erfahrungen der Autoren mit Geriatriepatienten einflossen. Die Dimensionen wurden entsprechend den häufig gestörten Altersbereichen a priori festgelegt.


Empirische Prüfung und Gütekriterien:
Die 1988 untersuchte Stichprobe umfasste 60 Personen von 56 bis 96 Jahren mit einem Altersdurchschnitt von 78 Jahren. Die Trennschärfen aller 30 Items lagen über rit = .30, 15 Items wiesen eine Trennschärfe von über rit = .60 auf. Allerdings hatten auch 15 Items höhere Trennschärfen mit ihnen nicht zugeordneten Dimensionen. Ein Generalfaktor erklärt 51% bzw. 48% der Gesamtvarianz, die anderen Faktoren einer möglichen Dreifaktorenlösung und einer ebenfalls möglichen Sechsfaktorenlösung erklären nur geringe Varianzanteile (4-10%).
Reliabilität: 32 Personen wurden von zwei unterschiedlichen Ratern beurteilt, wobei sich Übereinstimmungen (Rangkorrelationen) für die einzelnen Dimensionen zwischen .53 (Störendes Verhalten) und .80 (IADL) ergaben. Die Wiederholungsreliabilität nach 1 Monat bei 30 Personen lag zwischen .75 (Stimmung) und .93 (IADL).
Validität: Es wurde eine umfassende Validierung der NOSGER mit Außenkriterien durchgeführt (Korrelationen mit verschiedenen Fremdbeurteilungsskalen, Selbstbeurteilungsverfahren, Gedächtnis- und Leistungstests), wobei sich zahlreiche Hinweise auf die Gültigkeit ergaben.
Normen: Angegeben werden Gesamtmittelwerte für die Probandengruppen mit eigenem Haushalt, im Altersheim und im Pflegeheim.

 

Testkonzept

 

Theoretischer Hintergrund

Die Diagnose dementieller Prozesse findet üblicherweise im Rahmen eines leistungsorientierten neuropsychologischen Screenings statt, für das verschiedene Testverfahren zur Verfügung stehen. Die ersten Auffälligkeiten, die durch Demenzen verursacht werden, werden jedoch im Alltagsleben entdeckt, wenn gewohnte Fertigkeiten verloren gehen, das Äußere oder die Wohnung vernachlässigt werden (Kaplan, 1979). In entsprechenden ADL-Skalen ("Activities of daily life") werden für den Alltag älterer Menschen relevante Verhaltens- und Leistungsbereiche über Fremdeinschätzungen von Angehörigen oder vom Pflegepersonal erfasst (z.B. MOSES - Multidimensional Observation Scale for Elderly Subjects, Helmes, Csapo & Short, 1987, oder GERRI - Geriatric Evaluation by Relatives Rating Instrument, Schwartz, 1983). Diese Instrumente sind jedoch eher auf fortgeschrittene Demenzstadien ausgerichtet und relativ grob in ihrer Erfassung oder es liegen unzureichende Angaben zu den Gütekriterien vor.
Für eine psychopharmakologische Wirksamkeitsuntersuchung entwickelten Brunner und Spiegel (1990) daher mit der Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients ein neues deutschsprachiges Inventar alltagsrelevanter Verhaltensweisen für Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz.
 

Testaufbau

Die insgesamt 30 Items der NOSGER verteilen sich auf folgende Dimensionen mit jeweils 5 Items:
(1) Gedächtnis;
(2) Instrumental Activities of Daily Life (IADL);
(3) Körperpflege (Activities of Daily Life, ADL);
(4) Stimmung;
(5) Soziales Verhalten;
(6) Störendes Verhalten.
Beurteilt werden soll die Häufigkeit des Auftretens bestimmter Verhaltensweisen des Patienten für die letzten zwei Wochen. Vorgegeben sind jeweils fünf Antwortmöglichkeiten von "immer" bis "nie".
 

Auswertungsmodus

Für die Auswertung werden die den Antworten zugeordneten Punktescores separat für jede Skala aufaddiert, wobei gegebenenfalls Items umzupolen sind. Außerdem kann auch ein "Gesamt-Pathologie-Score" berechnet werden, der jedoch nicht interpretierbar ist.
 

Auswertungshilfen

Schablonen zur raschen Auswertung können leicht selbst angefertigt werden.
 

Auswertungszeit

Da die Auswertung nur im Addieren von Punktwerten für die einzelnen Antworten besteht, kann sie sehr rasch durchgeführt werden.
 

Itembeispiele

1. Kann sich ohne Hilfe rasieren/schminken/Haare kämmen (Körperpflege).
8. Setzt eine Unterhaltung richtig fort, wenn diese unterbrochen wurde (Gedächtnis).
11. Pflegt ein Hobby (IADL).
13. Wirkt traurig oder weinerlich (Stimmung).
26. Hält den Kontakt mit Freunden oder Angehörigen aufrecht (Soziales Verhalten).
30. Ist eigensinnig: hält sich nicht an Anweisungen oder Regeln (Störendes Verhalten).
 

Durchführung

 

Testformen

Es kann nur jeweils eine Person beurteilt werden. Parallelformen liegen nicht vor. Veränderungen in den Itemformulierungen und der Item-/Dimensionszuordnung führten zur Version NOSGER II. Die berichteten Untersuchungsergebnisse beziehen sich jedoch auf die ursprüngliche Form. Spiegel, Ermini-Fünfschilling, Monsch und Stähelin (1989) beschreiben eine englischsprachige Fassung.
 

Altersbereiche

Ältere Erwachsene.
 

Durchführungszeit

Die Durchführung des Verfahrens nimmt ca. 10-15 Minuten in Anspruch.
 

Material

Einschätzungsbogen und Schreibgerät. Das Verbrauchsmaterial kann anhand der Angaben bei Brunner und Spiegel (1990, S. 228-229) angefertigt werden, Testformulare können aber auch bezogen werden.
 

Instruktion

Dem Verfahren ist eine kurze schriftliche Instruktion vorangestellt.
 

Durchführungsvoraussetzungen

Der Beurteiler soll sich lediglich vor der ersten Durchführung mit den Items vertraut machen, ein Beurteilertraining ist nicht notwendig. Darüberhinaus ist eine gute Kenntnis der zu beurteilenden Person erforderlich.
 

Testkonstruktion

Die Testkonstruktion orientierte sich an den Kriterien der Klassischen Testtheorie. Das Verfahren wurde für die Überprüfung eines neuen Medikaments bei der Firma Sandoz AG entworfen, wobei Elemente der Nurses' Observation Scale for Inpatient Evaluation (NOSIE; Honigfeld, 1974), des Geriatric Evaluation by Ralatives Rating Instruments (GERRI; Schwartz, 1983) und klinische Erfahrungen der Autoren mit Geriatriepatienten einflossen. Die Dimensionen wurden entsprechend den häufig gestörten Altersbereichen a priori festgelegt. Komplizierte Sätze oder kränkende Formulierungen wurden vermieden bzw. in der zweiten Version (NOSGER II) abgeändert.
Die 1988 untersuchte Stichprobe umfasste n = 60 Personen von 56 bis 96 Jahren mit einem Altersdurchschnitt von 78 Jahren. Jeweils 20 davon lebten im einen Haushalt, in Altersheimen und in Pflegeheimen. Die drei Gruppen sind jedoch nicht parallelisiert hinsichtlich Alter und mentalem Abbau. Zuhause lebende Probanden wurden von Familienangehörigen oder Freunden beurteilt, in Heimen lebende von Schwestern oder Pflegern. Die Trennschärfen aller 30 Items lagen über rit = .30, 15 Items wiesen eine Trennschärfe von über rit = .60 auf. Allerdings hatten auch 15 Items höhere Trennschärfen mit ihnen nicht zugeordneten Dimensionen. Über die Interkorrelationen der einzelnen Skalen gibt Tabelle 1 Auskunft.

Tabelle 1
Korrelationen zwischen den NOSGER-Dimensionen (Brunner & Spiegel, 1990, S. 218)
-------------------------------------------------- 
Dimension 2 3 4 5 6
--------------------------------------------------
1 Stoerendes Verhalten .35 .25 .44 .44 .32
2 Soziales Verhalten - .42 .76 .81 .69
3 Stimmung - .47 .59 .55
4 Koerperpflege - .80 .71
5 IADL - .76
6 Gedaechtnis -
--------------------------------------------------

In einer Faktorenanalyse konnte die nach inhaltlichen Kriterien erfolgte Zuordnung zu den Dimensionen nicht bestätigt werden. Ein Generalfaktor erklärt 51% bzw. 48% der Gesamtvarianz, die anderen Faktoren einer möglichen Dreifaktorenlösung und einer ebenfalls möglichen Sechsfaktorenlösung erklären nur Varianzanteile zwischen 4% und 10%.
Aufgrund der Ergebnisse einer Studie an n = 370 Patienten mit primär degenerativer Demenz (Spiegel, Puxty, Tremmel & Brunner, 1990) wurde die Zuordnung einiger Items zu den Dimensionen korrigiert. Für die daraus und aus einer Veränderung einzelner Itemformulierungen resultierende Fassung NOSGER II liegen jedoch noch keine Ergebnisse vor.
 

Gütekriterien

 

Objektivität

n = 32 Probanden wurden von zwei unterschiedlichen Ratern beurteilt. Dabei ergaben sich folgende Übereinstimmungen (Rangkorrelationen) für die einzelnen Dimensionen:
- Gedaechtnis           r = .74 
- IADL r = .80
- Koerperpflege r = .75
- Stimmung r = .60
- Soziales Verhalten r = .74
- Stoerendes Verhalten r = .53
Brunner und Spiegel (1990) betrachten die Koeffizienten von über .70 angesichts der alters- und stellungsmäßig heterogenen Beurteilergruppe und der fehlenden Schulung der Rater als "recht gut", sehen allerdings Probleme bei den Interraterreliabilitäten von .60 und .53.
 

Reliabilität

Zum Nachweis der Zuverlässigkeit wurde die Wiederholungsreliabilität nach 1 Monat bei n = 30 Probanden (10 aus jeder Gruppe) ermittelt. Dabei ergaben sich folgende Koeffizienten
- Gedaechtnis           rtt = .86 
- IADL rtt = .93
- Koerperpflege rtt = .86
- Stimmung rtt = .75
- Soziales Verhalten rtt = .80
- Stoerendes Verhalten rtt = .82
 

Validität

Brunner und Spiegel (1990) führten eine umfassende Validierung der NOSGER mit Außenkriterien durch:
(1) Korrelationen mit verschiedenen Fremdbeurteilungsskalen:
- Geriatric Rating Scale (GRS; Plutchik et al., 1970);
- Ward Function Inventory (WFI; Norton, Romano & Sandifer, 1977);
- Polaritätenprofil in Fremdbeurteilung (POL; Spiegel, 1988);
- Nursing Load Score (NLS; Hulten, Kerstell, Olsson & Svanborg, 1969).
(2) Korrelationen mit Selbstbeurteilungsverfahren:
- Life Satisfaction Index (LSI; Neugarten, Havighurst & Tobin, 1961);
- Geriatric Depression Scale (GDS; Yesavage et al., 1983);
- Polaritätenprofil in Selbstbeurteilung (POL; Spiegel, 1988).
(3) Korrelationen mit Gedächtnis- und Leistungstests:
- Mini Mental Status (MMS; Folstein, Folstein & McHugh, 1975);
- Wörter Erinnern aus der Alzheimer's Disease Assessment Scale (ADAS; Rosen, Mohs & Davis, 1984);
- Mosaiktest aus dem Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder - Revidierte Form (HAWIK-R; Tewes, 1983);
- Zahlenverbindungstest (ZVT; Oswald, 1981);
- Benton Test (BTT; Benton, 1972);
- Sinngedächtnis (Logical memory) aus der Wechsler Memory Scale (WMS; Wechsler, 1945).
Die Korrelationen im einzelnen sind in Tabelle 2 angeführt.

Tabelle 2
Korrelationen der Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients mit verschiedenen Validitätskriterien (Brunner & Spiegel, 1990, S. 220 ff.)
------------------------------------------------------------ 
NOSGER-Dimension: 1 2 3 4 5 6
------------------------------------------------------------
(1) Fremdbeurteilungen:
GRS
Reduziertes soziales Verhalten .66 .80 .71 .41 .84* .33
Aggressivitaet .47 .54 .51 .32 .45 .27*
Reduzierte Selbstversorgung .69 .83* .71* .55 .70 .32
Schlafstoerung .16 .34 .36 .14 .20 .28
Reduzierte sensor. Leistungen .31 .28 .27 .18 .30 .10
Arbeitsverhalten .58 .76* .59 .46 .62 .23
WFI
Orientierung .74* .71* .72 .43 .70 .43
Kontinenz .64 .60 .56* .39 .53 .12
Befolgen von Anweisungen .74* .70 .71 .44 .70 .39*
Koerperpflege .72 .73* .75* .42 .72 .32
Soziales Verhalten .38 .45 .35 .38 .56* .13
Unangepasstes Verhalten .60 .61 .60 .32 .55 .43*
Aufmerksamkeit .77 .68 .72 .39 .68 .38
Gedaechtnis .82* .63 .64 .43 .58 .23
Umgang mit Geld .74* .73* .73 .42 .68 .44
Zukunftsplaene .68 .65 .67 .34 .62 .45
Essgewohnheiten .54 .65 .59* .46 .58 .30
Sprachlicher Ausdruck .80* .75* .76 .51 .64 .37
POL
Konzentration .58* .60* .59 .34 .57 .46
Wachheit .68 .75* .67 .60 .58 .34
Stimmung .52 .60 .52 .62* .47 .58
Aussenzuwendung .57 .68 .59 .40 .75* .28
NLS .66 .83* .78 .51 .73 .22
------------------------------------------------------------
1 2 3 4 5 6
------------------------------------------------------------
(2) Selbstbeurteilungen:
LSI .42 .48 .41 .34* .37 .05
GDS .57 .48 .39 .40* .37 .10
POL
Konzentration .29* .19* .26 .05 .18 .01
Wachheit .49* .58* .59 .42 .39 .02
Stimmung .25 .20 .18 .35* .00 .06
Aussenzuwendung .34 .47 .49 .36 .27* .10
------------------------------------------------------------
1 2 3 4 5 6
------------------------------------------------------------
(3) Gedächtnis-/Leistungsmaße:
MMS .82* .80* .69 .47 .74 .23
ADAS-Woerter .45* .53* .15 .27 .36 .12
ADAS-Woerter 2 .36* .58* .18 .21 .31 .01
Mosaiktest .38 .42* .08 .19 .37 .00
Woerter wiedererkennen .37* .54* .39 .21 .35 .07
ZVT .28 .32* .10* .36 .17 .08
BTT .18* .29* .13 .21 .02 .02
WMS-Sinngedaechtnis .40* .51* .06 .40 .16 .03
------------------------------------------------------------
Anmerkungen. 1 = Gedächtnis, 2 = IADL, 3 = Körperpflege, 4 = Stimmung, 5 = Soziales Verhalten, 6 = Störendes Verhalten. * = erwartete Zusammenhänge.
 

Normierung

Angegeben werden lediglich Gesamtmittelwerte für die Probandengruppen mit eigenem Haushalt, im Altersheim und im Pflegeheim.
 

Anwendungsmöglichkeiten

Das Verfahren ist für ein Screening ambulanter und stationärer Probanden mit dem Verdacht des Vorliegens einer altersbedingten Demenz vorgesehen. "Die NOSGER wurde mit dem Ziel zusammengestellt, ein leicht verständliches und auch von Laien anwendbares Inventar von Verhaltensweisen zur Verfügung zu haben, mit dem mehrere für klinische Studien in der Psychogeriatrie relevante Bereiche - Gedächtnis, IADL, Körperpflege, Stimmung, Soziales Verhalten, Störendes Verhalten - erfasst werden können" (Brunner & Spiegel, 1990, S. 223). Auf pathologische Merkmale ausgerichtete Instrumente sollen hierbei durch Beobachtungen aus dem Alltag ergänzt werden. Verständlichkeit und Akzeptanz des Instruments bei den Beurteilern sowie Ökonomie des Verfahrens sind als hoch einzuschätzen.
 

Bewertung

Die Untersuchungsergebnisse für die erste Version der Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients fallen zwiespältig aus. Einerseits konnte die dimensionale Struktur des Verfahrens faktorenanalytisch nicht bestätigt werden und die Interraterübereinstimmungen sowie Retestreliabilitäten fallen für einige Dimensionen nur sehr mäßig aus (was auf die Heterogenität der Raterstichprobe und die unsystematische Auswahl der Untersuchungsstichprobe zurückgeführt wird). Anderseits sind die Validitätskoeffizienten hinsichtlich anderer Fremdbeurteilungsskalen sowie Gedächtnis- und Leistungsmaßen recht überzeugend. Brunner und Spiegel (1990) jedenfalls sehen das der NOSGER zugrunde liegende Konzept bestätigt und kündigen weitere Untersuchungen mit der modifizierten Skala NOSGER II bezüglich der faktoriellen Struktur, der Reliabilität und Validität an.
 

Literatur

  • Benton, A.L. (1972). Der Benton-Test (deutsche Bearbeitung von O. Spreen. 4. Auflage). Bern: Huber.
  • Brunner, C. & Spiegel, R. (1990). Eine Validierungsstudie mit der NOSGER (Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients), einem neuen Beurteilungsinstrument für die Psychogeriatrie. Zeitschrift für Klinische Psychologie, 19, 211-229.
  • Folstein, M.F., Folstein, S.E. & McHugh, P.R. (1975). "Mini Mental State". A practical method for grading the cognitive state of patients for the clinician. Journal of Psychiatric Research, 12, 189-198.
  • Helmes, E., Csapo, K.G. & Short, J.-A. (1987). Standardization and validation of the Multidimensional Observation Scale for Elderly Subjects (MOSES). Journal of Gerontology, 42, 395-405.
  • Honigfeld, G. (1974). NOSIE-30: History and current status of its use in pharmacopsychiatric research. In P. Pichot (Ed.), Modern problems of pharmacopsychiatry, Vol. 7. Psychological measurements in psychopharmacology (pp. 238-263). Basel: Karger.
  • Hulten, A., Kerstell, J., Olsson, R. & Svanborg, A. (1969). A method to calculate nursing load. Scandinavian Journal of Rehabilitation Medicine, 1, 117-125.
  • Kaplan, O.J. (1979). Psychological testing of seniles. In O.J. Kaplan (Ed.), Psychopathology of aging (pp. 45-77). New York: Academic Press.
  • Neugarten, B.L., Havighurst, R.J. & Tobin, S.S. (1961). The measurement of life satisfaction. Journal of Gerontology, 16, 135-143.
  • Norton, J.C., Romano, P.O. & Sandifer, M.G. (1977). The Ward Function Inventory (W.F.I.): A scale for use with geriatric and demented inpatients. Diseases of the Nervous System, 38, 20-23.
  • Oswald, W.D. (1981). Der Zahlen-Verbindungs-Test (ZVT-G) und Zusammenhänge mit Selbstbewertung, Alltagsaktivitäten und Persönlichkeitsmerkmalen bei N = 50 Probanden zwischen 63 und 84 Jahren. In W.D. Oswald & U.M. Fleischmann (Hrsg.), Experimentelle Gerontopsychologie. Weinheim: Beltz.
  • Plutchik, R., Conte, H., Lieverman, M., Bakur, M., Grossman, J. & Lehrman, N. (1970). Reliability and validity of a scale for the assessment of functioning of geriatric patients. Journal of the American Geriatric Society, 18, 491-500.
  • Rosen, W.G., Mohs, R.C. & Davis, K.L. (1984). A new rating scale for Alzheimer's Disease. American Journal of Psychiatry, 141, 1356-1364.
  • Schwartz, G.E. (1983). Development and validation of Geriatric Evaluation by Relatives Rating Instrument (GERRI). Psychological Reports, 53, 479-488.
  • Spiegel, R. (1988). Einführung in die Psychopharmakologie. Bern: Huber.
  • Spiegel, R., Ermini-Fünfschilling, D., Monsch, A. & Stähelin, H.B. (1989). Psychometric screening tests for mild to moderate dementia. In A. Carlsson, S. Kanowski, H. Allain & R. Spiegel (Eds.), Cerebral insufficiency. Trends in research and treatment (pp. 111-126). Carnforth, U.K.: Parthenon.
  • Spiegel, R., Puxty, J., Tremmel, L. & Brunner, C. (1990). Verlauf von Demenzen: Methoden zur Erfassung relevanter Leistungs- und Verhaltensmerkmale. In U. Baumann, E. Fähndrich, R.D. Stieglitz & B. Woggon (Hrsg.), Veränderungsmessung in der Psychopharmakologie (S. 350-376). München: Profil. -PSYNDEX-Lit Dok.-Nr. 0058397
  • Tewes, U. (1983). Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder - Revision 1983. Bern: Huber.
  • Wechsler, D. (1945). A standardized memory scale for clinical use. Journal of psychology, 19, 87-95.
  • Yesavage, J.A., Brink, T.L., Roset, L., Lum, O., Huang, V., Adey, M. & Leirer, O. (1983). Development and validation of a geriatric depression scale: A preliminary report. Journal of Psychiatric Research, 17, 37-49.
 

Wichtige neuere Publikationen

  • Collegium Internationale Psychiatriae Scalarum (CIPS). (Hrsg.). (1996). Internationale Skalen für Psychiatrie (4., überarbeitete und erweiterte Auflage) (Testkurzdarstellung NOSGER. Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients mit Musterfragebogen: S. 71-73). Weinheim: Beltz.
  • Collegium Internationale Psychiatriae Scalarum (CIPS). (Hrsg.). (2005). Internationale Skalen für Psychiatrie (5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage) (Testkurzdarstellung NOSGER. Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients mit Musterfragebogen: S. 133-139). Göttingen: Beltz.
  • Künig, G., Kaldune, A., Stief, V., Jäger, M., Hell, D., Endrass, J. & Schreiter-Gasser, U. (2007). CERAD und NOSGER. Der prädiktive Wert dieser Verfahren in der Demenzdiagnostik einer Schweizer gerontopsychiatrischen Patientenpopulation. Der Nervenarzt, 78 (3), 314-321.
  • Müller-Thomsen, T., Arlt, S., Mann, U., Maß, R. & Ganzer, S. (2005). Detecting depression in Alzheimer's disease: evaluation of four different scales. Archives of Clinical Neuropsychology, 20 (2), 271-276. -PSYNDEX-Lit Dok.-Nr. 0195570
  • Schmitt, E.M. (2006). Case Management in der ambulanten gerontopsychiatrischen Versorgung. Untersuchung eines Case Management-Projekts zur Verbesserung der gerontopsychiatrischen Versorgung im Rahmen eines ambulanten Pflegedienstes. Elektronische Dissertation, Universität Kassel, Fachbereich Sozialwesen - Soziale Gerontologie.
  • Spiegel, R. (1992). Erfassung des Verhaltens psychogeriatrischer Patienten im Alltag mit der NOSGER. In N.I. Jovic & A. Uchtenhagen (Hrsg.), Ambulante Psychogeriatrie (Neue Wege und Hinweise für die Praxis) (S. 28-42). Zürich: Fachverlag AG, ed. extra.
  • Spiegel, R. (1992). Erfassung des Verhaltens psychogeriatrischer Patienten im Alltag mit der NOSGER. In N.I. Jovic & A. Uchtenhagen (Hrsg.), Ambulante Psychogeriatrie (Neue Wege und Hinweise für die Praxis) (S. 28-42). Zürich: Fachverlag AG, ed. extra.
  • Spiegel, R. (1997). Kognitives Assessment: MMS, NOSGER. In A. Wettstein (Hrsg.), Checkliste Geriatrie (S. 116-123). Stuttgart: Thieme.
  • Spiegel, R. (1997). Die Bedeutung der Fremdbeurteilung bei Alters-Hirnkrankheiten. Therapeutische Umschau, 54 (6), 314-319.
  • Spiegel, R. (2005). NOSGER. Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients [100er-Abreißblock]. Göttingen: Beltz.
  • Spiegel, R. (2005). NOSGER. Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients. In B. Strauß & J. Schumacher (Hrsg.), Klinische Interviews und Ratingskalen (S. 276-279). Göttingen: Hogrefe.
  • Spiegel, R., Puxty, J., Tremmel, L. & Brunner, C. (1990). Verlauf von Demenzen: Methoden zur Erfassung relevanter Leistungs- und Verhaltensmerkmale. In U. Baumann, E. Fähndrich, R.-D. Stieglitz & B. Woggon (Hrsg.), Veränderungsmessung in Psychiatrie und Klinischer Psychologie. Theoretische, methodische und empirische Beiträge. München: Profil. -PSYNDEX-Lit Dok.-Nr. 0058397
  • Stähelin, H.B., Monsch, A.U. & Spiegel, R. (1997). Early diagnosis of dementia via two-step screening and diagnostic procedure. International Psychogeriatrics, 9 (1), 123-130. -PSYNDEX-Lit Dok.-Nr. 0120275
  • Tremmel, L. & Spiegel, R. (1993). Clinical experience with the NOSGER (Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients): Tentative normative data and sensitivity to change. International Journal of Geriatric Psychiatry, 8, 311-317.
  • Wahle, M., Häller, S. & Spiegel, R. (1996). Validation of the NOSGER (Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients): Reliability and validity of a caregiver rating instrument. International Psychogeriatrics, 8, 525-547.
  • Weyer, G. (2015). Internationale Skalen für Psychiatrie (herausgegeben vom Collegium Internationale Psychiatriae Scalarum) (6., überarbeitete und erweiterte Auflage) (S. 133-140: NOSGER Nurses' Observation Scale for Geriatrie Patients mit Musterbeurteilungsbogen). Göttingen: Beltz.
 

Originalfassung/Anderssprachige Fassungen

  • Burns, A., Lawlor, B. & Craig, S. (1999). Assessment scales in old age psychiatry (pg. 210-211: Nurses' observation scale for geriatric patients [NOSGER] (1991) Spiegel R; Brunner C; Ermini-Funfschilling D; Monsch A; Notter M; Puxty J; Tremmel L). London: Martin Dunitz. (Originalitems).
  • Spiegel, R., Brunner, C., Ermini-Fünfschilling, D., Monsch, A., Notter, M., Puxty, J. & Tremmel, L. (1991). A new behavioral assessment scale for geriatric out- and in-patients: the NOSGER (Nurses' Observation Scale for Geriatric Patients). Journal of the American Geriatric Society, 39, 339-347. (englischsprachige Fassung: S. 346-347).
 
 Manfred Eberwein (30.11.1993)
 APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms:

Classical Test Theory; Questionnaires; Rating Scales; Screening Tests; Geriatric Patients; Clinical Psychology; Gerontology; Senile Dementia; Behavior Disorders; Social Behavior; Memory; Activities of Daily Living; Emotional States

Klassische Testtheorie; Fragebögen; Rating-Skalen; Screening Tests; Geriatrische Patientinnen und Patienten; Klinische Psychologie; Gerontologie; Senile Demenz; Verhaltensstörungen; Soziales Verhalten; Gedächtnis; Alltagsfertigkeiten; Emotionale Zustände

 weitere Schlagworte:

1990; 2002 (Open Test Archive); Open Access; Fremdeinschätzung; 30 Items; Dimensionen: 1 Gedächtnis, 2 Instrumental Activities of Daily Life, 3 Körperpflege, 4 Stimmung, 5 Soziales Verhalten, 6 Störendes Verhalten; Normierungs-/Untersuchungsjahr: 1988
 Klassifikation:

Klinische Psychodiagnostik; Neuropsychologische Diagnostik; Psychische Störungen; Altern und Entwicklung älterer Erwachsener
Verhaltensskalen im Bereich der Klinischen Psychologie; Demenztests
11.20; 11.22.1
 Anwendungstyp: Clinical Diagnosis
 Art der Publikation: Test; Electronic Resources (90; 94)
 Sprache: German
 Übersetzungen: English, French
 Land: Switzerland
 Publikationsjahr: 1990
 Änderungsdatum: 201004
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