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Beziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene

 PSYNDEX Tests-Dokument: 9003681
 

BBE - Beziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene (PSYNDEX Tests Abstract)

 

Relationship-Specific Attachment Scales/journal
Synonym(e): Bindungsskalen für Erwachsene

 Asendorpf, J.B., Banse, R., Wilpers, S. & Neyer, F.J.
 (1997). Beziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene und ihre Validierung durch Netzwerk- und Tagebuchverfahren. Diagnostica, 43 (4), 289-313.

Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9003681

 Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen)" (CC BY-SA); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 1.5.2021.
Anmerkung: Das Verfahren wurde 2002 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen

Nachweis im Testarchiv: Asendorpf, J.B., Banse, R., Wilpers, S. & Neyer, F.J. (2002). BBE. Beziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9003681, Autorenbeschreibung und Fragebogen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID.

 Adresse(n): o Prof. i.R. Dr. Jens B. Asendorpf, Humboldt Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Institut für Psychologie, Unter den Linden 6, D-10099 Berlin ; E-Mail: asendorpf@gmail.com ; URL: https://www.psychologie.hu-berlin.de/de/personal/91680345 ; Stand: 11.05.2021
o Prof. Dr. Rainer Banse, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Psychologie, Sozial- und Rechtspsychologie, Kaiser-Karl-Ring 9, D-53111 Bonn ; E-Mail: banse@uni-bonn.de ; URL: https://www.psychologie.uni-bonn.de/de/abteilungen/sozial-und-rechtspsychologie/mitarbeiter/prof.-dr.-rainer-banse-1 ; Stand: 16.10.2019
o Prof. Dr. Franz J. Neyer, Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Humboldtstraße 11, D-07743 Jena ; E-Mail: franz.neyer@uni-jena.de ; URL: https://www.perpsy.uni-jena.de/team/prof_+dr_+franz+j_+neyer ; Stand: 11.05.2021
o Prof. Dr. Susanne Wilpers, Personalmanagement, Hochschulratsmitglied, Auslandsbeauftragte der Fakultät Wirtschaft und Verkehr, Hochschule Heilbronn, Max-Planck-Straße 39, D-74081 Heilbronn ; E-Mail: susanne.wilpers@hs-heilbronn.de ; URL: https://www.hs-heilbronn.de/susanne.wilpers ; Stand: 2.07.2021
 

Abstract

Diagnostische Zielsetzung:
Mit den BBE soll die Qualität der Bindung an wichtige Bezugspersonen im Erwachsenenalter mittels der Achsen "sicher-ängstlich" und "abhängig-unabhängig" erfasst werden, soweit das durch Selbstbeschreibungen möglich ist.


Aufbau:
Die BBE bestehen aus zwei bipolaren Skalen, entsprechend den Achsen "sicher-ängstlich" und "abhängig-unabhängig". Die Achse "sicher-ängstlich" wird von je drei Sicherheits- und drei Ängstlichkeitsitems repräsentiert (z.B. für "sicher": "Ich fühle mich von meinem Partner akzeptiert"); die Achse "abhängig-unabhängig" repräsentieren jeweils vier Abhängigkeits- und vier Unabhängigkeitsitems (z.B. für "abhängig": "Ich kann Probleme nur mit meinem Partner lösen"). Die Items werden in spezifischer Form, d.h. für die jeweils gefragte Bezugsperson (z.B. Partner, Mutter, Peers etc.) angewendet. Die Anzahl der zu beantwortenden Items ergibt sich aus 14 Items multipliziert mit der Anzahl der gefragten Bindungspartner. Die Antworten werden auf einer fünfstufigen Zustimmungsskala ("gar nicht" bis "völlig") markiert.


Grundlagen und Konstruktion:
Die Entwicklung der BBE erfolgte mit dem Ziel, basierend auf Bartholomews Modell der Bindungsstile im Erwachsenenalter (Batholomew, 1990; Batholomew & Horowitz, 1991) ein zweidimensionales Modell beziehungsspezifischer Bindungsstile von Erwachsenen mit den Achsen "sicher-ängstlich" und "abhängig-unabhängig" durch kurze und reliable Skalen zu operationalisieren. Batholomews Modell beschreibt prototypisch die vier Bindungsstile "sicher", "besitzergreifend", "ängstlich" und "abweisend", wobei die drei letztgenannten als unterschiedliche Bewältigungsformen für ein unbefriedigtes Nähebedürfnis in der frühen Eltern-Kind-Beziehung (Bowlby, 1980) begriffen werden. Zur Konstruktion der Skalen wurden zunächst von drei Frauen und zwei Männern, die mit Bartholomews Bindungskonzept vertraut waren, 24 Items zur Erfassung der Pole "sicher-ängstlich" und "abhängig-unabhängig" erstellt und zufällig gemischt. Die Items wurden auf einer fünfstufigen Skala ("gar nicht" bis "völlig") von einer ersten Stichprobe (n = 75 PsychologiestudentInnen mit Partnerschaftserfahrung, davon 56 Frauen, 20-43 Jahre alt, M = 26.2 Jahre) schriftlich für die Mutter und den Partner beantwortet. Eine Faktorenanalyse (Hauptachsenmethode) ergab eine Zweifaktorenlösung, deren Faktoren gut den Dimensionen "sicher-ängstlich" und "abhängig-unabhängig" entsprachen. Die Auswahl der 14 Items für die BBE wurde aufgrund der Faktorladungen vorgenommen. Die faktorielle Struktur des 14-Item-Inventars wurde in einer zweiten Studie (n = 177 PsychologiestudentInnen, davon 137 Frauen, 161 mit Partnerschaftserfahrung, 19-48 Jahre alt, M = 24.5) bestätigt; die Trennschärfen der Items sind ausreichend gut (für den Partner zwischen .37 und .69; für die Mutter zwischen .34 bis .76). Die Beziehungsspezifität der Skalen wurde durch die Bestätigung der weitgehenden Unabhängigkeit der Bindungsstile von Persönlichkeitsmerkmalen belegt (Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit; gemessen mit dem NEO-FFI von Borkenau & Ostendorf, 1993). Entsprechend werden Annahmen bzgl. eines beziehungsunspezifischen inneren Arbeitsmodells für enge Beziehungen im Erwachsenenalter (z.B. Bowlby, 1980) als empirisch nicht haltbar beurteilt. Die Prüfung der Beziehungsspezifität der Bindungsskalen erfolgte anhand dreier weiterer Studien (Stichprobe 3: n = 176 StudentInnen, davon 97 Frauen, 20-24 Jahre, M = 21.8; Stichprobe 4: n = 98 verheiratete Personen, 25-35 Jahre, mittlere Beziehungsdauer 6.93 Jahre; Stichprobe 5: n = 661 Erwachsene, davon 357 Frauen, 577 Personen mit Partnerschaftserfahrung, 18-30 Jahre, M = 25.9) und mit Hilfe von Netzwerkfragebögen (Baumann & Laireiter, 1996; Studien 3 und 4) sowie Interaktionstagebüchern (Tidwell, Reis & Shaver, 1996; Studie 3).


Empirische Prüfung und Gütekriterien:
Reliabilität: Aus den Stichproben 2, 3, 4 und 5 ergaben sich für beide bipolare Skalen und die Beziehungen zu Mutter, Vater, Peers gleichen und anderen Geschlechts sowie für den (Ex-)Partner zufriedenstellende Alphakoeffizienten zwischen .71 und .87 sowie 6-Monatsstabilitäten zwischen .70 und .84.
Validität: In den Stichproben 2 und 4 wurden Bartholomews Prototypen (in Anlehnung an die deutsche Version von Doll, Mentz & Witte, 1995) beziehungsspezifisch für die Mutter und den Partner erhoben. Konvergente Validitäten fanden sich bzgl. der statistischen Zusammenhänge der Skala "sicher-ängstlich" mit den Prototypen "sicher" und "ängstlich": Die Skala "sicher-ängstlich" korreliert hoch positiv mit dem Prototyp "sicher" und hoch negativ mit "ängstlich"; die Skala "abhängig-unabhängig" korreliert hoch negativ mit dem Prototyp "abweisend". Weiter finden sich Korrelationen zwischen bindungsrelevanten Beziehungsmerkmalen, wie sie mit den Netzwerkfragebogen der Stichproben 3 erhoben wurden, und den BBE: Für die Skala "sicher-ängstlich" fanden sich positive Korrelationen mit der Beziehungsqualität "potentielle Unterstützung" und negative für "Konflikthaftigkeit". Für die Skala "abhängig-unabhängig" fanden sich für die konkreten Beziehungen zu Mutter, Vater und Partner (nicht für Peers) positive Korrelationen mit "Kontakthäufigkeit"; weitere Zusammenhänge sind ähnlich denen der Skala "sicher-ängstlich" in abgeschwächter Form vorhanden. Diskriminante Validitäten wurden dadurch bestimmt, dass die Bindungsskalen mit Merkmalen einer Kontrollbeziehung (Mutter - Vater; Peers gleichen Geschlechts - Peers anderen Geschlechts; Partner - gegengeschlechtliche Freunde) korreliert wurden und diese Korrelation dann auf signifikante Abweichungen von den konvergenten Validitäten geprüft wurden. 19 von 21 gefundenen Fällen mit konvergenter Validität waren auch diskriminant valide in dem Sinne, dass z.B. eine sichere Bindung an die Mutter signifikant höher mit der wahrgenommenen potentiellen Unterstützung durch die Mutter als mit der wahrgenommenen potentiellen Unterstützung durch den Vater korrelierte. Weitere Zusammenhänge fanden sich hinsichtlich der Tagebuchdaten der Stichprobe 3 und der Skala "sicher-ängstlich"; diese korrelierte z.B. positiv mit "wechselseitige Zuneigung" und "Positivität der Interaktion". Positiv mit der Skala "abhängig-unabhängig" korreliert hier insbesondere die "Kontakthäufigkeit". Die Korrelationsmuster der Skalen mit den Netzwerk- und den Tagebuchdaten unterstreichen deren Beziehungsspezifität. Die Bindungsqualität der Personen der Stichproben 4 und 5 wurde außerdem mit der Partnerschaftszufriedenheit (gemessen mit der deutschen Version der Relationship Assessment Scale nach Hendrick, 1988) von Sander und Böcker (1993) korreliert, wobei sich hohe Zusammenhänge mit der Skala "sicher-ängstlich" und etwas niedrigere mit "abhängig-unabhängig" ergaben.
Normen: Eine Normierung ist nicht erfolgt.

 

Altersbereiche

Die beziehungsspezifischen Bindungsskalen sind für Erwachsene konzipiert und wurden an Versuchspersonen im Alter von 18 bis 48 Jahren erprobt.
 

Durchführungszeit

Es werden keine Angaben zur Durchführungszeit gemacht. Da die Bindungsskalen aus nur 14 Items bestehen, kann von einer Durchführungszeit von wenigen Minuten ausgegangen werden, wobei die Dauer der Bearbeitung davon abhängt, für wie viele Beziehungspartner die Items beantwortet werden sollen.
 

Bewertung

Die BBE erscheinen insgesamt geeignet, die Qualität der Bindung an wichtige Bezugspersonen im Erwachsenenalter reliabel und ökonomisch zu erfassen, soweit das durch Selbstbeschreibungen möglich ist. Die hier belegte Beziehungsspezifität der Bindungsqualität dürfte auch Konsequenzen im Hinblick auf andere psychologische Messinstrumente haben, in denen (u.a.) Beziehungsdaten erhoben werden.
 

Literatur

  • Asendorpf, J.B., Banse, R., Wilpers, S. & Neyer, F.J. (1997). Beziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene und ihre Validierung durch Netzwerk- und Tagebuchverfahren. Diagnostica, 43 (4), 289-313.
  • Bartholomew, K. (1990). Avoidance of intimacy: An attachment perspective. Journal of Social and Personal Relationships, 7, 147-178.
  • Bartholomew, K. & Horowitz, L.M. (1991). Attachment styles among young adults: A test of a four-category model. Journal of Personality and Social Psychology, 61 (2), 226-244.
  • Baumann, U. & Laireiter A. (1996). Individualdiagnostik interpersoneller Beziehungen. In K. Pawlik (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie. Band C/VIII/1: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung: Grundbegriffe, Fragestellungen, Systematik (S. 609-643). Göttingen: Hogrefe.
  • Borkenau, P. & Ostendorf, F. (1993). NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI). Göttingen: Hogrefe.
  • Bowlby, J. (1980). Attachment and loss (vol. 3: Loss, sadness, and depression). New York: Basic Books.
  • Doll, J., Mentz, M. & Witte, E.H. (1995). Zur Theorie der vier Bindungsstile: Meßprobleme und Korrelate dreier integrierter Verhaltenssysteme. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 26, 148-159.
  • Hendrick, S.S. (1988). A generic measure of relationship satisfaction. Journal of Marriage and the Family, 50, 93-98.
  • Sander, J. & Böcker, S. (1993). Die Deutsche Form der Relationship Assessment Scale: Eine kurze Skala zur Messung der Zufriedenheit in einer Partnerschaft. Diagnostica, 39, 55-62.
  • Tidwell, M.-C.O., Reis, H.T. & Shaver, P.R. (1996). Attachment, attractiveness, and social interaction: A diary study. Journal of Personality and Social Psychology, 71, 729-743.
 

Wichtige neuere Publikationen

  • Asendorpf, J. B. (2015). BBE. Beziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene. In D. Richter, E. Brähler & J. Ernst (Hrsg.), Diagnostische Verfahren für Beratung und Therapie von Paaren und Familien (S. 38-42). Göttingen: Hogrefe.
  • Klann, N., Hahlweg, K. & Heinrichs, N. (2003). Diagnostische Verfahren für die Beratung. Materialien zur Diagnostik und Therapie in Ehe-, Familien- und Lebensberatung (2., vollständig überarbeitete Auflage) [S. 113-119: BBE Beziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene - Kurzbeschreibung mit Musterfragebogen]. Göttingen: Hogrefe.
 
 Claudia China (16.06.1999)
 APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms:

Classical Test Theory; Questionnaires; Rating Scales; Personality Measures; Spouses; Dyads; Marital Relations; Social Anxiety; Attachment Behavior; Object Relations

Klassische Testtheorie; Fragebögen; Rating-Skalen; Persönlichkeitstests; Eheleute; Dyaden; Paarbeziehungen; Soziale Angst; Bindungsverhalten; Objektbeziehungen

 weitere Schlagworte:

1997; 2002 (Open Test Archive); Open Access; 14 Items; Subskalen: 1 Sicher, 2 Ängstlich, 3 Abhängig, 4 Unabhängig; Stichprobe(n): 1179
 Klassifikation:

Persönlichkeitstests; Ehe und Familie; Soziale Wahrnehmung und soziale Kognition
Einstellungstests zu Partnerschaft und Familie; Diagnostische Verfahren in der Ehe-, Partner- und Familientherapie
7.4.1; 11.23
 Anwendungstyp: Research (Tests)
 Art der Publikation: Test; Electronic Resources (90; 94)
 Sprache: German
 Land: Germany
 Publikationsjahr: 1997
 Änderungsdatum: 201511
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