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Pain Disability Index - deutsche Fassung

 PSYNDEX Tests-Dokument: 9003694
 

PDI - Pain Disability Index - deutsche Fassung (PSYNDEX Tests Abstract)

 

Pain Disability Index (PDI; Tait, R.C., Pollard, C.A., Margolis, R.B., Duckro, P.N. & Krause, S.J., 1987) - German version/zpid

 Dillmann, U., Nilges, P., Saile, H. & Gerbershagen, H. U.
 (1994). Behinderungseinschätzung bei chronischen Schmerzpatienten. Der Schmerz, 8 (2), 100-110.

Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9003694

 Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen)" (CC BY-SA); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 1.5.2021.
Anmerkung: Das Verfahren wurde 2011 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen. Das Verfahren kann auch online über die Testplattform Psydix https://psydix.org/ durchgeführt werden

Nachweis im Testarchiv: Dillmann, U., Nilges, P., Saile, H. & Gerbershagen, H. U. (2011). PDI. Pain Disability Index - deutsche Fassung [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9003694 und Fragebogen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID.

 Adresse(n): o Dr. Dipl.-Psych. Paul Nilges, DRK Schmerz-Zentrum Mainz, Kommission Fort- und Weiterbildung, Auf der Steig 14, D-55131 Mainz ; E-Mail: nilges@uni-mainz.de ; URL: http://www2.medizin.uni-greifswald.de/dental/master/index.php?id=562 ; Stand: 01.11.2021
o Dr. Helmut Saile, Universität Trier, Fachbereich I - Psychologie, Abteilung Klinische Psychologie, Gesundheitspsychologie und Prävention, Gebäude D, Raum 222, Universitätsring 15, D-54286 Trier ; E-Mail: saile@uni-trier.de ; URL: https://www.uni-trier.de/index.php?id=48274 ; Stand: 30.9.2015
o PsydiX Psychologische Testverfahren, Simon Rothe, Winterhuder Weg 29, D-22085 Hamburg ; E-Mail: kontakt@psydix.org ; URL: https://psydix.org/de/ ; Stand: 25.1.2022
o Prof. Dr. Hans-Ulrich Gerbershagen, DRK-Schmerzzentrum, Auf der Steig 14-16, D-55131 Mainz ; E-Mail: hugerbershagen@schmerzzentrum.de ; Stand: 20.10.2006
 

Abstract

Diagnostische Zielsetzung:
Der Fragebogen kann bei Patienten mit chronischen Schmerzproblemen eingesetzt werden, um das subjektive Ausmaß an Beeinträchtigung durch die Schmerzproblematik im Alltag zu ermitteln. Er eignet sich für eine Verwendung als Forschungsinstrument ebenso wie für den routinemäßigen Einsatz in der klinischen Praxis.


Aufbau:
Mit dem Fragebogen werden Selbsteinschätzungen des Ausmaßes erfasst, in dem Menschen mit chronischen Schmerzen sich im Alltag durch ihre Krankheit beeinträchtigt fühlen. Hierzu werden sieben Lebensbereiche aufgeführt und jeweils durch kurze Erläuterungen präzisiert: (1) "Familiäre und häusliche Verpflichtungen", (2) "Erholung", (3) "Soziale Aktivitäten", (4) "Beruf", (5) "Sexualleben", (6) Selbstversorgung" und (7) "Lebensnotwendige Tätigkeiten". Auf 11-stufigen Ratingskalen, die verbal mit den Polen 0 = "keine Beeinträchtigung" und 10 = "völlige Beeinträchtigung" verankert sind, sollen die Patienten die für sie typische Stärke der Beeinträchtigung einschätzen. Durch Aufsummieren aller Items wird ein Gesamtwert gebildet, der als Globalmaß für den Grad der Beeinträchtigung interpretiert wird.


Grundlagen und Konstruktion:
Der PDI wurde speziell für Patienten mit chronischen Schmerzen - unabhängig von der Schmerzlokalisation oder Ätiologie der Schmerzproblematik - entwickelt. Er basiert auf einem multidimensionalen Konzept von schmerzbedingter Behinderung und greift dabei auf eine von der WHO (1980) vorgenommene Unterscheidung von Krankheits- und Verletzungsfolgen zurück, in der zwischen Schädigung (impairment), Behinderung (disability) und Benachteiligung (handicap) differenziert wird. "Schmerzbedingte Behinderungen", wie sie durch den PDI abgebildet werden sollen, stellen eine subjektiv wahrgenommene Beeinträchtigung der Fähigkeit dar, bestimmte Verhaltensweisen und Aktivitäten auszuüben, die im statistischen Sinne als "normal" anzusehen sind. Diese Behinderungen gehen ihrerseits auf komplexe Wechselbeziehungen zwischen biologischen, psychischen und sozialen Faktoren zurück und können auch bei Konstanthaltung organisch-medizinischer Faktoren (d.h. unabhängig vom Grad der diagnostizierbaren organischen Schädigung) interindividuell höchst unterschiedlich ausfallen (Dillmann, Nilges, Saile & Gerbershagen, 1994). Eine angemessene Erfassung schmerzbedingter Behinderung erfordert daher die Gewinnung diagnostischer Informationen aus unterschiedlichen, komplementären Datenquellen.
Bei der deutschsprachigen Fassung des PDI handelt es sich um die Übersetzung der empirisch bewährten englischen Originalversion des Verfahrens (Pollard, 1984; Tait, Chibnall & Krause, 1990; Tait, Pollard, Margolis, Duckro & Krause, 1987). Sowohl das Format der Items als auch die Skalierung wurden beibehalten und es wurden nur einzelne Formulierungen geringfügig adaptiert. In vier unabhängigen Studien wurde die deutsche Adaptation hinsichtlich ihrer Gütekriterien gemäß der Klassischen Testtheorie überprüft. Untersucht wurden eine Stichprobe von n = 42 Patienten mit einer bevorstehenden Hüftoperation (27 Frauen, 15 Männer, mittleres Alter M = 58.40 Jahre; Nilges, Deuker & Kirschner, 1992) sowie drei Gruppen von stationären bzw. ambulanten chronischen Schmerzpatienten:
- n = 154 (77 Frauen, 77 Männer, M = 44.95 Jahre; Luka-Krausgrill, Wurmthaler & Becker, 1994)
- n = 40 (25 Frauen, 15 Männer, M = 47.83 Jahre; Saile & Dieterich, 1992)
- n = 82 (43 Frauen, 39 Männer, M = 44.68 Jahre; Saile & Schmitz, 1991).
Ergebnisse von Faktoren-, Item- und Skalenanalysen sprachen für die Beibehaltung des PDI in der bestehenden Form.


Empirische Prüfung und Gütekriterien:
Reliabilität: Für den Gesamtwert wurden interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) zwischen a = .83 (Saile & Dieterich, 1992) und a = .90 (Luka-Krausgrill et al., 1994) ermittelt.
Validität: Zur Prüfung der Eindimensionalität des PDI wurden Hauptkomponentenanalysen mit anschließender Varimaxrotation getrennt für die vier Studien sowie für die Gesamtstichprobe berechnet. Unter Verwendung des Scree-Tests als Kriterium für die angemessene Faktorenzahl ergaben sich jeweils einfaktorielle Lösungen. In der Gesamtstichprobe (n = 275 vollständige Datensätze) wurden durch den Faktor 59 Prozent der Gesamtvarianz erklärt (Dillmann et al., 1994).
Die Konstruktvalidität des PDI wird durch moderate bis hohe Korrelationen mit den folgenden Indikatoren für die erlebte Behinderung belegt:
- "Down-Time", d.h. vom Patienten wegen der Schmerzen tagsüber ruhend bzw. liegend verbrachte Zeit (r = .40);
- einer selbstentwickelten "funktionalen Einschätzungsskala" zur Erfassung konkreter Verhaltensbeeinträchtigungen (r = .78);
- Oswestry Low Back Pain Disability Questionnaire (OBQ ;Fairbank, Couper, Davies & O'Brien, 1980; r = .76).
Die Kriteriumsvalidität wurde über Korrelationen mit schmerzbezogenen Variablen und Maßen der psychischen Beeinträchtigung geprüft. Im Einzelnen ergaben sich Zusammenhänge des PDI mit - der Schmerzintensität (operationalisiert durch visuelle Analogskalen; r = .23 bzw. r = .62);
- dem Beck-Depressionsinventar (BDI ;Kammer, 1983; r = .52 bzw. r = .26);
- der Depressionsskala CES-D (Hautzinger, 1988; r = .55).
Für die kriterienbezogene Validität sprechen auch Befunde einer Studie an N = 284 stationären Schmerzpatienten (Wurmthaler et al., 1996), denen auf Grundlage des Mainzer Stadienkonzeptes chronischer Schmerzen drei Chronifizierungsstadien zugeteilt wurden; hier wurde tendenziell (p = .051) mit zunehmendem Chronifizierungsgrad der Schmerzen auf dem PDI eine stärkere Behinderung angegeben.
Normen: Es liegen Prozentränge vor, die in vier Studien an insgesamt N = 309 Schmerzpatienten gewonnen wurden (Dillmann et al., 1994). Eine varianzanalytische Überprüfung ergab keine statistisch bedeutsamen Unterschiede zwischen PDI-Summenwerten der Studien; ebenso fanden sich keine Alters- oder Geschlechtseffekte.

 

Altersbereiche

Das Verfahren eignet sich für erwachsene Patienten mit chronischen Schmerzen.
 

Durchführungszeit

Die Bearbeitungs- und Auswertungszeit betragen jeweils nur wenige Minuten.
 

Bewertung

Bei dem PDI handelt es sich um ein sehr ökonomisches und daher im klinischen Alltag wie auch der Forschung gut einsetzbares Instrument, das bei chronischen Schmerzpatienten herangezogen werden kann, um schmerzbedingte Behinderungen aus Patientensicht reliabel und valide abzubilden. Da subjektive Beeinträchtigungen oftmals nicht mit dem Ausmaß organischer Schädigungen korrespondieren, stellen die mit dem PDI erhobenen Selbsteinschätzungen eine wertvolle Ergänzung der multiaxialen Schmerzdiagnostik dar. Empfohlen wird eine zusätzliche Berücksichtigung verhaltensbezogener Daten sowie die Hinzuziehung weiterer Datenquellen (z.B. Behinderungseinschätzung durch den Partner; Dillmann et al., 1994).
 

Literatur

  • Dillmann, U., Nilges, P., Saile, H. & Gerbershagen, H.U. (1994). Behinderungseinschätzung bei chronischen Schmerzpatienten. Schmerz, 8, 100-110.
  • Fairbank, C.T., Couper, J., Davies, J.B. & O'Brien, J.P. (1980). The Oswestry Low Back Pain Disability Questionnaire. Physiotherapy, 66, 271-273.
  • Hautzinger, M. (1988). Die CES-D Skala. Ein Depressionsmessinstrument für Untersuchungen in der Allgemeinbevölkerung. Diagnostica, 34, 167-173.
  • Kammer, D. (1983). Eine Untersuchung der psychometrischen Eigenschaften des deutschen Beck-Depressionsinventars (BDI). Diagnostica, 29, 48-60.
  • Luka-Krausgrill, U., Wurmthaler, C. & Becker, T. (1994). Die Beziehung zwischen Schmerzbewältigung, Beeinträchtigung und Depression bei chronischen Schmerzen. In R. Wahl & M. Hautzinger (Hrsg.), Verhaltensmedizin chronischer Schmerzen (S. 175-189). Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.
  • Nilges, P., Deuker, N. & Kirschner, P. (1992). Schmerz, Funktionsbehinderung, psychische Beeinträchtigung und Behandlungsverlauf bei Patienten mit Hüftgelenk-Prothesen. In L. Montada (Hrsg.), Bericht über den 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Trier 1992 (S. 532). Göttingen: Hogrefe.
  • Pollard, C.A. (1984). Preliminary validity study of the Pain Disability Index. Perceptual and Motor Skills, 59 (3), p. 974.
  • Saile, H. & Dieterich, A. (1992). Familiäre und schmerzbezogene Merkmale aus der Sicht von chronischen Schmerzpatienten und deren Partnern. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 42, 273-278.
  • Saile, H. & Schmitz, U. (1991). Zur Überprüfung des Circumplex-Modells: Familiäre Adaptabilität und Kohäsion bei chronischen Schmerzpatienten. System Familie, 4, 223-235.
  • Tait, R.C., Chibnall, J.T. & Krause, S. (1990). The Pain Disability Index: psychometric properties. Pain, 40, 171-182.
  • Tait, R.C., Pollard, C.A., Margolis, R.B., Duckro, P.N., & Krause, S.J. (1987). The Pain Disability Index: psychometric and validity data. Archives of Physical and Medical Rehabilitation, 68, 438-441.
  • World Health Organization (WHO). (1980). International classification of impairments, disabilities, and handicaps. Geneva: WHO.
  • Wurmthaler, C., Gerbershagen, H.U., Dietz, G., Korb, J., Nilges, P. & Schilling, S. (1996). Chronifizierung und psychologische Merkmale - Die Beziehung zwischen Chronifizierungsstadien bei Schmerz und psychophysischem Befinden, Behinderung und familiären Merkmalen. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 4, 113-136.
 

Originalfassung/Anderssprachige Fassungen

  • *Tait, R.C., Pollard, C.A., Margolis, R.B., Duckro, P.N. & Krause, S.J. (1987). The Pain Disability Index: psychometric and validity data. Archives of Physical and Medical Rehabilitation, 68, 438-441. (Originalfassung S. 441).
 

Rezensionen

  • Westhoff, G. (Hrsg.). (1993). Handbuch psychosozialer Meßinstrumente. Ein Kompendium für epidemiologische und klinische Forschung zu chronischer Krankheit (Testkurzdarstellung PDI Pain Disability Index, Pollard; PDI dt. Version, Schmitz et al.: S. 627-629). Göttingen: Hogrefe.
 
 Anne-Kathrin Mayer (28.09.2011)
 APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms:

Classical Test Theory; Questionnaires; Computerized Assessment; Rating Scales; Test Norms; Pain Measurement; Patients; Chronic Pain; Pain Management; Pain Perception; Disability Evaluation

Klassische Testtheorie; Fragebögen; Computergestützte Messung; Rating-Skalen; Testnormen; Schmerzmessung; Patientinnen und Patienten; Chronischer Schmerz; Schmerzbehandlung; Schmerzwahrnehmung; Invaliditätsbegutachtung

 weitere Schlagworte:

1994; 2011 (Open Test Archive); Open Access; Globalmaß für den Grad der Beeinträchtigung; Schmerzbedingte Behinderungen; Lebensbereiche: 1 Familiäre und häusliche Verpflichtungen, 2 Erholung, 3 Soziale Aktivitäten, 4 Beruf, 5 Sexualleben, 6 Selbstversorgung, 7 Lebensnotwendige Tätigkeiten
 Klassifikation:

Klinische Psychodiagnostik; Physische und psychosomatische Störungen
Schmerzskalen; Copingskalen und -verfahren
11.14; 11.19
 Anwendungstyp: Research (Tests)
 Art der Publikation: Test; Electronic Resources (90; 94)
 Sprache: German
 Übersetzungen: English
 Land: United States
 Publikationsjahr: 1994
 Änderungsdatum: 201109
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