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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9003937 | ||
SEA - Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit (PSYNDEX Tests Review) | ||
Work Orientation Scale/zpid | ||
Bühler, K.-E. & Schneider, C. | ||
(1999). Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit. Marburg: Universität Marburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9003937 | ||
Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen)" (CC BY-SA); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 1.5.2021. Anmerkung: Das Verfahren ist Teil der Skalen zur Erfassung von Psychovulnerabilität und Psychoprotektion (SEPPP). Das Verfahren wurde 1999 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen. Es ist außerdem in elektronischer Form enthalten im Open Access Repositorium für Messinstrumente (ZIS) von GESIS Nachweis im Testarchiv: Bühler, K.-E. & Schneider, C. (1999). SEA. Skala zur Erfassung von Arbeitsbezogenheit [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr.
9003937 und Fragebogen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. | ||
Adresse(n): o Prof. Dr. med. habil. Dr. med. Dipl.-Psych. Karl-Ernst Bühler, Emeritus, Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Haafstraße 12, D-97082 Würzburg ; E-Mail: karlernstbuehler@gmx.de ; URL: http://www.psychotherapie.uni-wuerzburg.de/mitarbeiter/ehemalige.html ; Stand: 5.9.2020 o Open Access Repositorium für Messinstrumente (ZIS), GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften e.V., Postfach 122155, D-68072 Mannheim ; E-Mail: zis@gesis.org ; URL: https://zis.gesis.org/ ; Stand: 1.10.2022 | ||
WWW-Informationen:
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AbstractDiagnostische Zielsetzung:Die Skala erfasst die Dimension Arbeitssucht in differenzierter Form und kann sowohl bei differentialdiagnostischen und -therapeutischen Fragestellungen als auch zu Forschungszwecken benutzt werden.
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Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundStand der Forschung:Im Jahre 1971 prägte Oates den Begriff "workaholism" (deutsch: Arbeitssucht) in Anlehnung an den Ausdruck "alcoholism". Als Arbeitssüchtigen definierte er einen Menschen, der den unaufhörlichen Drang oder Zwang hat, ständig arbeiten zu müssen. Dieses exzessive Bedürfnis nimmt ein so hohes Maß an, dass sowohl seine Gesundheit und sein Wohlbefinden als auch seine privaten Beziehungen beeinträchtigt werden (Oates, 1971). Damit war ein Begriff geschaffen, der zum einen das unkontrollierte Bedürfnis nach Arbeit mit daraus resultierender hoher Arbeitseinbezogenheit zum Ausdruck brachte, gleichzeitig aber auch als zweite Komponente die Folgen dieses süchtigen Verhaltens integrierte. Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff der Arbeitssucht von Mentzel im Jahre 1979 erstmals verwendet. Er verglich die Arbeitssucht insbesondere mit der Alkoholsucht und erkannte viele Parallelen. Darüber hinaus schuf er ein Konzept, in dem die absolut geleistete Arbeitsmenge des Arbeitssüchtigen gegenüber seiner Einstellung zur Arbeit in den Hintergrund rückt. Bei Arbeitssucht kann man daher, im Gegensatz zu vielen anderen Süchten, nicht aus der Intensität des Missbrauchs auf den Grad der Sucht schließen. Daher muss auch das Verhalten Arbeitssüchtiger gegenüber dem "normaler" Arbeiter und Vielarbeiter klar abgegrenzt werden. Arbeitssüchtige können ihre Arbeitsgewohnheiten nicht kontrollieren und haben im Gegensatz zu Vielarbeitern eine wesentlich schlechtere Balance zwischen Arbeit und Freizeit (Robinson, 1989). Grundsätzlich weist die Arbeitssucht mit vielen anderen Süchten vergleichbare Verhaltensweisen und Eigenschaften auf. Die Diagnose Arbeitssucht ist deshalb in dem Moment zu stellen, in welchem die drei klassischen Suchtkriterien (1) Kontrollverlust, (2) Dosissteigerung und (3) Entzugserscheinungen erfüllt werden (Wacker, 1987). Ursache der Arbeitssucht können eine extrem wettbewerbsorientierte Persönlichkeitsstruktur, Siegeswillen, Kontrollbedürfnis, mangelndes Selbstbewusstsein und arbeitssüchtige Eltern sein. Der Antrieb für außerordentliche Leistungen liegt somit in der eigenen Versagensangst einerseits und der Suche nach Erfolg und Anerkennung andererseits begründet. Daneben beinhaltet das Vielarbeiten die Möglichkeit, vor persönlichen Problemen und Intimität zu fliehen (Seybold & Salomone, 1994). Ein weiterer begünstigender Faktor für das Auftreten von arbeitssüchtigem Verhalten liegt in der ständigen Angst vor der eigenen Trägheit und Unzulänglichkeit, die zu einer Art "Selbstgeißelung" führt, d.h. eigene Wünsche und Genüsse werden verwehrt und durch vermehrtes Arbeiten kompensiert (Machlowitz, 1980). Entwicklungspsychologisch kann die Ursache der Arbeitssucht darin begründet sein, dass Eltern ihr Kind oft durch hohe Anforderungen zu einem zwanghaften Arbeitsstil erziehen. Entweder wünschen sie sich, dass das eigene Kind einmal das erreicht, wozu sie selber nicht imstande waren (z.B. Karriere zu machen), oder das Kind versucht, einen hart arbeitenden Elternteil zu imitieren (Minirth, Meier, Wichern & Brewer, 1985). Bei der Betrachtung der Folgen der Arbeitssucht muss zunächst zwischen den Auswirkungen für den Arbeitssüchtigen selbst sowie denen für die Gesellschaft im Allgemeinen unterschieden werden. Für den Betroffenen selbst stehen die Folgeerkrankungen der Arbeitssucht im Vordergrund. Als früheste Reaktion kommt es zu psychovegetativen Störungen, später folgen dann psychosomatische Beschwerden. Da es sich um eine progrediente Erkrankung handelt, können diese Folgekrankheiten im Extremfall bis zur Selbstzerstörung fortschreiten (Mentzel, 1979). Eine vergleichbare Folge arbeitssüchtigen Verhaltens wird auch als Burnout-Syndrom bezeichnet, worunter man einen Verbrauch physischer und psychischer Ressourcen nach einer Phase intensiver Anstrengung und Bemühung versteht. Typische Symptome des Burnout-Syndroms sind Frustration, Hilflosigkeit, Unzufriedenheit, Erschöpfung und Ineffizienz. In der Folge treten physische und psychische Erkrankungen (insbesondere Depressionen) auf (Cox, 1982). Arbeitssucht ist aber nicht nur als ein individuelles, sondern als ein die ganze Gesellschaft tangierendes Problem anzusehen, da arbeitssüchtiges Verhalten auch das soziale Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen etc.) betrifft, das mit den Auswirkungen eines solchen Arbeitsstil zurechtkommen muss (Fassel, 1990/1991). Selbst den Unternehmen, die Arbeitssüchtige beschäftigen, wird - obwohl Arbeitssüchtige enorm lang arbeiten - Schaden zugefügt, da die Effektivität dieses Arbeitsstils außerordentlich schlecht ist (Porter, 1996). Durch Delegationsunfähigkeit, Zwanghaftigkeit, Suchtverhalten etc. entstehen Schäden, die längst nicht durch das exzessive Vielarbeiten kompensiert werden können. | ||
TestaufbauDer Fragebogen besteht aus einem dichotomen "Papier-Bleistift-Test", der die beiden Antwortmöglichkeiten "Trifft nicht zu" (Punktwert 0) und "Trifft zu" (Punktwert 1) zulässt ("forced-choice"). Am Ende des Fragebogens erfolgt die Erhebung einiger soziodemographischer Daten (z.B. Alter, Geschlecht, Ausbildung etc.). Die insgesamt 20 Items sind einer Intervallskala "Arbeitssucht" zugeordnet. | ||
AuswertungsmodusDie symptomatischen Items der Skala werden bei der Testauswertung addiert. | ||
AuswertungshilfenSchablonen zur einfacheren und schnelleren Auswertung können problemlos selbst angefertigt werden. | ||
AuswertungszeitDie Auswertung beansprucht pro Fragebogen ca. 5 Minuten. | ||
ItembeispieleA01 Ich habe Mühe, mich zu entspannen und nichts zu tun.A02 Um beruflich akzeptiert zu sein, bin ich bereit, viel zu arbeiten. A03 Wenn ich untätig bin, habe ich ein Gefühl der Leere in mir. | ||
Alle ItemsIn Tabelle 1 werden (mit freundlicher Genehmigung der Autoren) die Itemformulierungen mit zugehörigen Trennschärfen (rit), Schwierigkeiten (P) und Kommunalitäten (h2) aufgeführt.Tabelle 1 Itemformulierungen und Kennwerte ---------------------------------------------------------------------- | ||
Durchführung | ||
TestformenEs wurde nur eine Testform für Einzel- und Gruppentests entwickelt. | ||
AltersbereicheDas Verfahren kann bei Erwachsenen über 18 Jahren eingesetzt werden. | ||
DurchführungszeitDie Beantwortung des Fragebogens nimmt ca. 8 Minuten in Anspruch. | ||
MaterialFragebogen und Schreibgerät. | ||
InstruktionEs liegt eine standardisierte Testanweisung vor, die den Items vorausgeht:A N L E I T U N G Im folgenden Fragebogen finden Sie Aussagen über Ihre Ansichten, Interessen und Meinungen. Sie sollen bitte jeweils dahinter ankreuzen, ob Sie diesen Aussagen zustimmen ("JA" ankreuzen) oder nicht ("NEIN" ankreuzen). Es geht darum, Angaben über Ihre Berufsvorstellungen, Lebensansichten und Ihre eigene Person zu erhalten. Da jeder Mensch eine eigene Auffassung von sich und seinem Leben hat, gibt es keine falschen oder richtigen Antworten. Dieser Fragebogen ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn Sie die Aussagen ehrlich beantworten. Deswegen überlegen Sie bitte nicht zuerst, welche Antwort wohl den "besten Eindruck" macht, sondern beantworten die Aussagen so, wie es Ihrer Meinung nach zutrifft. Wenn es Schwierigkeiten gibt, eine Aussage zu beantworten, kreuzen Sie bitte trotzdem immer eine Antwort an, die am ehesten bei Ihnen zutrifft. Sie sollten nicht über einzelne Aussagen zu lange nachdenken, sondern die Antwort ankreuzen, die Ihnen als erstes in den Sinn kommt. Falls Sie sich beim Ankreuzen geirrt haben, machen Sie bitte einen Kreis um die nicht gültige Antwort, und kreuzen Sie die zutreffende Antwort an. | ||
DurchführungsvoraussetzungenDas Verfahren kann von Hilfskräften sowohl durchgeführt als auch ausgewertet werden. | ||
TestkonstruktionZur Konstruktion des Primärfragebogens wurden neben den vier von Stecher (1997) gefundenen Items über Arbeitssucht noch 170 weitere aus der Literatur gebildet. Sie berücksichtigen vorwiegend die folgenden, sich zum Teil überschneidenden Bereiche:o Arbeit und Berufsleben o Freizeitgestaltung o Tageseinteilung und Planung o Zielsetzungen o Lebenseinstellungen und Ansichten o Flexibilität o Leistungsbereitschaft o Selbstwertgefühl. Das befragte Kollektiv, das den Primärfragebogen (174 Items) beantwortete, setzte sich aus 263 Probanden zusammen, die per Zufallsprinzip aus der Normalbevölkerung ausgewählt wurden. Bei der nachfolgenden Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse), mit deren Hilfe die Ergebnisse ausgewertet wurden, ließ sich nach dem "Scree-Test" von Cattell (1966) ein bedeutsamer Faktor extrahieren. Aufgrund der Tatsache, dass dieser Faktor 20.51% der Gesamtvarianz erklärt und dem charakteristischen "Knick" der Eigenwertkurve, bedingt durch die geringe Varianzaufklärung weiterer Faktoren (alle unter 6.83%), wurde die Eindimensionalität des Phänomens Arbeitssucht gezeigt. Die Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse) ergab das in Tabelle 2 aufgeführte Faktorenmuster (Pattern Matrix). Mittels einer Itemanalyse konnten die Items nach dem Trennschärfekoeffizienten erneut nach einem noch strengeren Kriterium (rit < = .40) selektiert werden und es wurde die Skala "Arbeitssucht" gebildet: "Arbeitssucht" (20 Items) ist gekennzeichnet durch hohe Arbeitseinbezogenheit, die alle anderen Lebensbereiche dominiert, einhergehend mit Kontrollverlust über die Arbeitsmenge. Um zu überprüfen, ob man durch Ermitteln der Skalenwerte auch Rückschlüsse auf den Faktorwert ziehen kann und infolgedessen die symptomatischen Items zur einfachen Testauswertung lediglich addiert werden müssen, wurden alle Wertepaare miteinander korreliert. Hierbei fand sich ein Korrelationskoeffizient von .91. Da dieser Wert sehr hoch ist, lässt sich also der Faktorwert mittels des Skalenwertes in engen Grenzen voraussagen. Der Genauigkeitsverlust bei Reduktion der 173 Items des Primärfragebogens auf die 20 Items der Skala ist somit sehr gering und man kann mit dieser Skala die Ausprägung des Merkmals Arbeitssucht bei einer Person durch einfache Addition der zustimmenden Antworten quantifizieren. Tabelle 2 Faktorladungen -------------------- | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätDer Fragebogen zeigt optimale Objektivität in Bezug auf Ausführung und Auswertung. | ||
ReliabilitätDie Reliabilität, charakterisiert durch den Koeffizient Alpha nach Cronbach (1951), die Split-half-Reliabilität nach Spearman-Brown und insbesondere die Retestreliabilität, ist recht hoch (siehe Tabelle 3 für testkritische Angaben zu der Skala). Um die allgemeine Gültigkeit der Skala mit der Unabhängigkeit von Alter und Geschlecht zu zeigen, wurden die Reliabilitätskoeffizienten außerdem getrennt für die Altersklassen und das Geschlecht bestimmt (siehe Tabellen 4 und 5).Tabelle 3 Skalenkennwerte ------------------------------Tabelle 4 Reliabilität nach dem Alter ------------------------------------------------------------Tabelle 5 Reliabilität nach dem Geschlecht -------------------------------------------------- | ||
ValiditätInhaltlich-logische Validität ergibt sich aus dem Konstruktionszusammenhang. | ||
NormierungDas untersuchte Kollektiv von 263 Probanden wies keine signifikante Abweichung von der Normalbevölkerung auf. In der Reliabilitätsprüfung fanden sich weder signifikante Unterschiede bei den erreichten Mittelwerten noch bei den Reliabilitätskoeffizienten (siehe unter "Reliabilität"). Es liegen sowohl T-Werte als auch Prozentrangwerte vor (siehe Tabelle 6).Tabelle 6 Normwerte der Skala ------------------------------------------------------------ | ||
AnwendungsmöglichkeitenDie aus 20 Items bestehende Skala erfasst die Dimension Arbeitssucht in differenzierter Form. In Anwendung als Fragebogen kann sie daher sowohl bei differentialdiagnostischen und therapeutischen Fragestellungen als auch zu Forschungszwecken benutzt werden. Anwendungen finden sich bei Bühler und Eitel (2007, 2009), Bühler und Schneider (2001, 2002) sowie Schneider und Bühler (2001). | ||
BewertungDer begrenzte Umfang der Skala ermöglicht eine auf der einen Seite schnelle und einfache, auf der anderen Seite aber doch differenzierte Erhebung der Dimension Arbeitssucht bei der Normalbevölkerung. Um jedoch eine vollständige biographische Typologisierung vornehmen zu können, bedarf es noch weiterer Fragebögen zu den Dimensionen Neurotizismus, Primärsozialisation und Zielgerichtetheit. | ||
Literatur
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Wichtige neuere Publikationen
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Autorenbeschreibung: Christian Schneider und Karl-Ernst Bühler (11.05.1999) Karl-Ernst Bühler (29.01.2013) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Questionnaires; Forced Choice (Testing Method); Test Norms; Clinical Psychology; Workaholism; Personality Traits; Work (Attitudes Toward); Employee Characteristics; Treatment Klassische Testtheorie; Fragebögen; Zwangswahl (Test); Testnormen; Klinische Psychologie; Arbeitssucht; Persönlichkeitsmerkmale; Einstellungen zur Arbeit; Beschäftigtenmerkmale; Therapie | |
weitere Schlagworte: | 1999; 1999 (Open Test Archive); Open Access; ZIS; Arbeitssucht; Arbeitseinbezogenheit; 20 Items; Stichprobe(n): 263 | |
Klassifikation: | Klinische Psychodiagnostik; Sucht Klinische Tests zur Suchtgefährdung 11.9 | |
Anwendungstyp: | Research (Tests) | |
Art der Publikation: | Test; Other Web Materials (90; 943) | |
Sprache: | German | |
Land: | Germany | |
Publikationsjahr: | 1999 | |
Änderungsdatum: | 201611 | |
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