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Skala zu belastenden familiären Bindungen

 PSYNDEX Tests-Dokument: 9003952
 

BFB - Skala zu belastenden familiären Bindungen (PSYNDEX Tests Review)

 

Family Conflict Resolution Style Scale/zpid

 Böhm, B.
 (1993). Familiäre Ursachen von Bulimie. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Regensburg.

Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9003952

 Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung" (CC BY-NC-ND); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 18.05.2022.
Anmerkung: Das Verfahren wurde 1999 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen

Nachweis im Testarchiv: Böhm, B. (1999). BFB. Skala zu belastenden familiären Bindungen [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9003952 und Fragebogen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID.

 Adresse(n): o Dipl.-Psych. Dr. Birgit Böhm (1958-2013), Regensburg ; URL: https://www.kjf-regensburg.de/home/-/asset_publisher/nFtSrj0PKuWw/content/nachruf/datenschutz ; Stand: 29.10.2021
 

Abstract

Diagnostische Zielsetzung:
Das Verfahren stellt ein quantitatives und qualitatives Maß für die Diagnose, die Stärke und die Erscheinungsform bestimmter belastender Bindungen innerhalb der Familie zur Verfügung.


Aufbau:
Der Fragebogen besteht aus fünf Items. Der Versuchsperson sind auf jede Frage vier Antwortalternativen vorgegeben, von denen sie eine auswählen muss. Je höher der Wert der Antwortalternative, desto schwerer ist die Problematik hinsichtlich der betreffenden belastenden Bindung in der Familie aus Sicht der Probandin. Die den Antworten zugeordneten Punktescores werden zu einem Gesamtwert aufaddiert.


Grundlagen und Konstruktion:
Die Items wurden aufgrund von Literaturstudien und nach Aussagen von bulimischen Frauen formuliert. Bei der Itemanalyse erwiesen sich drei Items von ursprünglich acht als nicht aussagekräftig und wurden eliminiert.


Empirische Prüfung und Gütekriterien:
Untersucht wurden 29 Klientinnen eines Frauengesundheitszentrums sowie 20 Patientinnen psychosomatischer Abteilungen verschiedener Kliniken.
Reliabilität: Für die Endfassung wurde ein Konsistenzkoeffizient von .71 errechnet.
Validität: Das Verfahren besitzt inhaltlich-logische Gültigkeit. Die Ergebnisse der Untersuchung von Böhm (1993) liefern weitere Hinweise auf die Validität.
Normen: Angegeben werden Stichprobenkennwerte der durchgeführten Untersuchung.

 

Testkonzept

 

Theoretischer Hintergrund

Die Skala zu belastenden familiären Bindungen basiert auf den Ergebnissen früherer Untersuchungen, wobei angenommen wird, dass durch bestimmte belastende innerfamiliäre Beziehungen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Pathologien bei den Kindern entwickeln. Folgende Faktoren können hier eine Rolle spielen:
- Das Kind als Verbündeter eines Elternteils, die miteinander in Konflikt stehen (Lieberman, 1989). Das Kind hat eine bestimmte Vertrauensstellung einem Elternteil gegenüber und es wird mit den Problemen von Vater und Mutter belastet.
- Das Kind muss einem Elternteil gegenüber besonders viel Verantwortung tragen (Garfinkel, Moldofsky & Garner, 1980; Hudson, Pope, Jonas & Yurgelun-Todd, 1983; Strober, 1981).
Dem Test liegt die Annahme zugrunde, dass man aus den ehrlichen und offenen Angaben einer Person die von ihr subjektiv wahrgenommenen innerfamiliären Beziehungen erheben kann, so wie sie für sie wirksam waren, was auch bedeutet, wie sie zu einer gesunden oder pathogenen Entwicklung beigetragen haben.
Der Fragebogen entstand im Rahmen einer umfassenderen Studie von Böhm (1993), in der mittels verschiedener Fragebögen an Bulimie erkrankte Frauen und eine psychosomatisch belastete Kontrollgruppe ohne Essstörungen hinsichtlich bestimmter familiärer Gegebenheiten in ihrer Kindheit und Jugend verglichen und Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Familiensituationen und den Essstörungen hergestellt wurden.
 

Testaufbau

Der Fragebogen besteht aus 5 Items (ursprünglich 8 Items, von denen drei zur Verbesserung des Konsistenzkoeffizienten eliminiert wurden). Es bestehen keine Subskalen. Die Versuchsperson muss sich selbst einschätzen und eine von vier Antwortmöglichkeiten als die für sie Zutreffende ankreuzen (1 = trifft genau zu, 2 = trifft zu, 3 = trifft kaum zu, 4 = trifft nicht zu). Je höher die Ziffer der angekreuzten Antwortmöglichkeit ist, desto belastender wurde von der Probandin ihre Beziehung zu dem betreffenden Elternteil wahrgenommen. Je niedriger die Ziffer der angekreuzten Antwortmöglichkeit ist, desto mehr konnte die Versuchsperson aus ihrer Sicht in gesunden familiären Beziehungen heranwachsen.
 

Auswertungsmodus

Für die gesamte Skala werden alle Antwortziffern aufaddiert und Mittelwert und Streubreite errechnet. So ergibt sich ein Wert für die betreffende Versuchsperson, der ein Maß für die Belastung aus innerfamiliären Beziehungen darstellt.
 

Auswertungshilfen

Es sind keine speziellen Auswertungshilfen erforderlich. Schablonen können ggf. selbst angefertigt werden.
 

Auswertungszeit

Für die manuelle Auswertung sind nur wenige Minuten zu veranschlagen.
 

Itembeispiele

1. Schon als ich noch klein war (5-10 Jahre) besprach meine Mutter (Stiefmutter, neue Partnerin meines Vaters) ihre persönlichen Probleme mit mir.
 

Alle Items

1. Schon als ich noch klein war (5-10 Jahre) besprach meine Mutter (Stiefmutter, neue Partnerin meines Vaters) ihre persönlichen Probleme mit mir.
2. Schon als ich noch klein war (5-10 Jahre) besprach mein Vater (Stiefvater, neuer Partner meiner Mutter) seine persönlichen Probleme mit mir (Item wurde später eliminiert!).
3. Bei uns hatte jedes der Geschwister/ich (falls keine Geschwister vorhanden) zu einem bestimmten Elternteil ein besonders enges Verhältnis.
4. Ich war schon von Kindheit an die beste Freundin meiner Mutter (neuen Partnerin meines Vaters).
5. Meine Mutter (neue Partnerin meines Vaters) sagt(e) oft zu mir: "Ich habe ja nur Dich!"
6. Mein Vater (neuer Partner meiner Mutter) sagt(e) oft zu mir: "Du bist so, wie Deine Mutter früher war."
7. Ich hatte ein besonderes sexuelles (was auch immer für Sie als Kind "sexuell" war) Verhältnis zu meinem Vater, Stiefvater, neuen Partner meiner Mutter. Dies war unser Geheimnis (Item wurde später eliminiert!).
8. Ich hatte ein besonderes sexuelles (was auch immer für Sie als Kind "sexuell" war) Verhältnis zu meiner Mutter, Stiefmutter, neuen Partnerin meines Vaters. Dies war unser Geheimnis (Item wurde später eliminiert!).
 

Durchführung

 

Testformen

Das Verfahren kann als Einzel- oder Gruppentest durchgeführt werden. Parallelformen liegen nicht vor. In der Untersuchung von Böhm (1993) wurden neben der Skala zu belastenden familiären Bindungen unter anderem folgende in PSYNDEX Tests dokumentierte Verfahren eingesetzt:
- Essverhalten-Test (EVT; PSYNDEX Tests-Nr. 9003949);
- Fragebogen zu Konfliktlösungsstilen im Elternhaus (KLSE; PSYNDEX Tests-Nr. 9003951);
- Test für Erziehungsverhalten zum "Überbehüten" (ÜBER; PSYNDEX Tests-Nr. 9003950).
 

Altersbereiche

Der Test ist für Erwachsene konzipiert.
 

Durchführungszeit

Es ist mit maximal 5 Minuten Durchführungszeit zu rechnen.
 

Material

Zu den Testmaterialien zählen der Fragebogen und ein Schreibgerät.
 

Instruktion

Dem Fragebogen ist eine ausführliche Instruktion vorangestellt. Es genügt, wenn die Probanden sie lesen und verstehen.
 

Durchführungsvoraussetzungen

Der Testleiter benötigt keine über die bei vergleichbaren Verfahren hinausgehenden Fähigkeiten.
 

Testkonstruktion

Die Testkonstruktion orientierte sich an den Kriterien der Klassischen Testtheorie. Bei der Konzeption wurde auf frühere Erfahrungen und Überlegungen zurückgegriffen. Ziel war es, die belastenden Bindungen im Elternhaus der Versuchsperson zu untersuchen. Die Items wurden aus Literaturstudien (Lieberman, 1989; Strober, 1981; Garfinkel et al., 1980; Hudson et al., 1983) und aus den Berichten von bulimischen Frauen entwickelt.
Es werden spezielle Strukturen von belastenden Bindungen zwischen einem Elternteil und seiner Tochter untersucht. Darunter fällt eine bestimmte Vertrauensstellung der Tochter einem Elternteil gegenüber, dass die Tochter mit Problemen von Vater und Mutter belastet wurde, dass die Tochter einem Elternteil gegenüber besonders viel Verantwortung tragen musste ("Ich habe ja nur Dich!") bis zu sexuellem Missbrauch.
Untersucht wurden mit dem Instrument 29 Klientinnen eines Frauengesundheitszentrums sowie 20 Patientinnen psychosomatischer Abteilungen verschiedener Kliniken. Die Fassung, die den Versuchspersonen vorgelegt wurde, bestand aus 8 Items. Um eine höhere Reliabilität zu erreichen, wurden bei der Auswertung die Items 2, 7 und 8 eliminiert. In Tabelle 1 sind die wesentlichen Itemkennwerte aufgeführt.

Tabelle 1
Itemkennwerte der Skala zu belastenden familiären Bindungen (Böhm, 1993, S. 145)
---------------------------------------------------------------------- 
Items M SD rit
----------------------------------------------------------------------
1. (81u) Mutter bespricht ihre Probleme 1.48 .69 .45
2. (83u) Geschwister hatten enges Verhaeltnis 2.33 1.08 .42
3. (84u) Beste Freundin der Mutter 1.54 .78 .57
4. (85u) Ich habe ja nur Dich 1.61 .88 .52
5. (86u) Du bist so, wie Mutter frueher war 1.39 .74 .42
----------------------------------------------------------------------
Anmerkungen. Die Tabelle enthält neben der fortlaufenden Nummerierung der Items in Klammern die Ziffern für die Reihenfolge im Originalfragebogen. M = arithmetischer Mittelwert, SD = Standardabweichung, rit = Trennschärfe, u = Item geht mit negativer Polung in die Berechnung ein.
 

Gütekriterien

 

Objektivität

Aufgrund der Fragebogenform, der standardisierten Vorgehensweise und der schriftlichen Instruktion kann das Verfahren hinsichtlich seiner Durchführung und Auswertung Objektivität in Anspruch nehmen.
 

Reliabilität

Mit der ursprünglichen 8-Item-Fassung wurde ein Konsistenzkoeffizient von .59 erreicht. Bei der Itemanalyse erwiesen sich die Items 2 (Vaters Probleme), 7 (sexuelles Verhältnis zu Vater) und 8 (sexuelles Verhältnis zu Mutter) jedoch als nicht aussagekräftig und wurden daraufhin eliminiert. Der resultierende Fragebogen zur Erhebung belastender familiärer Bindungen hat einen Konsistenzkoeffizienten von .71 und besteht nur mehr aus 5 Items.
 

Validität

Das Verfahren besitzt inhaltlich-logische Gültigkeit. Die Ergebnisse der Untersuchung von Böhm (1993) liefern weitere Hinweise. Darin zeigte sich, dass je belastender die innerfamiliären Beziehungen waren, umso eher die erwachsenen Frauen gestörtes Essverhalten aufwiesen. Gute Sozialkontakte müssen als intervenierende Variable gesehen werden, die die belastenden Bindungen innerhalb der Familie ausgleichen konnten. Weitere Validitätsprüfungen wurden nicht vorgenommen.
 

Normierung

Eine Normierung wurde nicht durchgeführt. Angegeben werden Stichprobenkennwerte (mittlere Itemkennwerte) der Untersuchung von Böhm (1993, S. 150): M = 1.96, SD = .84, Schiefe = .64, Exzess = 3.3.
 

Anwendungsmöglichkeiten

Mit der Skala zu belastenden familiären Bindungen steht ein quantitatives und qualitatives Maß für die Einschätzung von innerfamiliären Beziehungen zur Verfügung. Der individuelle Wert gibt Anhaltspunkte für die Ausprägung der einzelnen belastenden Bindungen, Antworten auf einzelne Fragen geben Einsichten über die Erscheinungsform der belastenden Bindungen. Aus den Erscheinungsformen belastender Bindungen im Elternhaus lassen sich Ziele für Beratung und Therapie der Probandin ableiten.
 

Bewertung

Die Skala zu belastenden familiären Bindungen stellt ein mögliches Instrument zur Planung von Beratungs- und Therapieprozessen dar. Er ist bereits an einer klinischen Stichprobe erprobt und hat den Anforderungen für die Erhebung standgehalten.
 

Literatur

  • Böhm, B. (1993). Familiäre Ursachen von Bulimie. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Regensburg.
  • Garfinkel, P. E., Moldofsky, H. & Garner, D. M. (1980). The heterogeneity of anorexia nervosa: Bulimia as a distinct subgroup. Archives of General Psychiatry, 37, 1036-1040.
  • Hudson, J. L., Pope, H. G., Jonas, J. M. & Yurgelun-Todd, D. (1983). A family study of anorexia nervosa and bulimia. British Journal of Psychiatry, 142, 133-138.
  • Lieberman, S. (1989). A family with four bulimic children. International Journal of Eating Disorders, 8, 101-104.
  • Strober, M. (1981). The significance of bulimia in juvenile anorexia nervosa: An exploration of possible etiological factors. International Journal of Eating Disorders, 1, 28-43.
 
 Autorenbeschreibung: Birgit Böhm (13.05.1999)
 APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms:

Classical Test Theory; Questionnaires; Rating Scales; Biographical Data; Socialization; Attachment Behavior; Childrearing Attitudes; Parent Child Relations

Klassische Testtheorie; Fragebögen; Rating-Skalen; Biographische Angaben; Sozialisation; Bindungsverhalten; Einstellungen zur Kindererziehung; Eltern-Kind-Beziehungen

 weitere Schlagworte:

1993; 1999 (Open Test Archive); Open Access; 5 Items; Normierungs-/Untersuchungsjahr: keine Angaben; Stichprobe(n): 29+20
 Klassifikation:

Klinische Psychodiagnostik; Kindererziehung; Ehe und Familie
Tests zu Erziehungseinstellungen in der Familie
7.4.4
 Anwendungstyp: Research (Tests)
 Art der Publikation: Test; Electronic Resources (90; 94)
 Sprache: German
 Land: Germany
 Publikationsjahr: 1993
 Änderungsdatum: 201604
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