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Skala der sozialen Verantwortung

 PSYNDEX Tests-Dokument: 9004061
 

SV - Skala der sozialen Verantwortung (PSYNDEX Tests Abstract)

 

Social Responsibility Scale (SRS; Berkowitz, L. & Daniels, L.R., 1964) - German version/author
Synonym(e): SSV; Skala der sozialen Verantwortung - Kurzskala (SV-K)

 Bierhoff, H.-W.
 (2000). Skala der sozialen Verantwortung nach Berkowitz und Daniels: Entwicklung und Validierung. Diagnostica, 46 (1), 18-28.

Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9004061

 Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung" (CC BY-NC-ND); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 18.05.2023.
Anmerkung: Das Verfahren wurde 2012 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen

Nachweis im Testarchiv: Bierhoff, H.-W. (2012). SV. Skala der sozialen Verantwortung [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9004061 und Fragebogen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID.

 Adresse(n): o Prof. Dr. Hans-Werner Bierhoff, Emeritus, Fakultät für Psychologie, Sozialpsychologie, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, D-44801 Bochum ; E-Mail: hans.bierhoff@rub.de ; URL: https://www.soc.psy.ruhr-uni-bochum.de/soc/team/hwbierhoff.html.en ; Stand: 29.10.2021
 

Abstract

Diagnostische Zielsetzung:
Die Skala der sozialen Verantwortung dient der dispositionalen Messung von sozialer Verantwortung. Das Konzept der sozialen Verantwortung beinhaltet die Bereitschaft, sich gegenüber sozialen Adressaten verlässlich zu verhalten, und die Einhaltung sozialer Spielregeln. Mit der SV wird ein breites Spektrum von Bereichen abgedeckt, in denen soziale Verantwortung auftreten kann. Neben der Erfassung der globalen sozialen Verantwortung erlaubt die SV eine Binnendifferenzierung, indem die Teilaspekte "Erfüllung von berechtigten Erwartungen anderer" und "Befolgung von sozialen Spielregeln" durch die Bildung von Subskalen berücksichtigt werden. Die SV ist für den Einsatz im schulischen und beruflichen Bereich geeignet. Ferner finden sich Anwendungsmöglichkeiten im Umwelt- sowie im wissenschaftlichen Bereich (Bierhoff, 2000).


Aufbau:
Der Fragebogen umfasst 22 Items, die die Gesamtskala bilden. Die Items werden auf einer sechsstufigen Likert-Skala beantwortet, wobei höhere Werte einer größeren Zustimmung zu der Aussage entsprechen. Die verbalen Endpunkte sind mit "sehr falsch" und "sehr richtig" bezeichnet. Um Antworttendenzen zu reduzieren, sind neun der Items invertiert (Item 2, 3, 4, 6, 7, 12, 13, 17, 20 der Gesamtskala). Eine Differenzierung der Skala in zwei Subskalen ist möglich. Die Subskala "Erfüllung von berechtigten Erwartungen anderer" beinhaltet die Items 2, 6, 9, 11, 12, 13, 14 und 16; die Subskala "Befolgung von sozialen Spielregeln" umfasst die Items 3, 4, 5, 7, 15, 19, 20 und 22. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, "soziale Verantwortung" mittels einer Kurzskala zu erfassen, die aus acht Items besteht. Sie setzt sich aus den Items 8, 9, 10, 11, 14, 16, 19 und 22 zusammen. Für die Auswertung wird jeweils das arithmetische Mittel der entsprechenden Skala berechnet.


Grundlagen und Konstruktion:
Die SV stellt die deutsche Übersetzung der Skala zur Messung der sozialen Verantwortung nach Berkowitz und Daniels (1964) dar. Verantwortung wird als Bereitschaft zur Übernahme von Verpflichtung verstanden, die als normative Überzeugung die Handlungen einer Person beeinflusst. Diese überdauernde Handlungsdisposition lässt sich als Persönlichkeitsmerkmal auffassen, das unterschiedliche Grade von sozialem Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck bringt. Inhaltlich ist soziale Verantwortung dabei einerseits durch die Bereitschaft, sich gegenüber sozialen Adressaten verlässlich zu verhalten und sich dafür auch persönlich zu engagieren, andererseits durch die Verwendung fairer Mittel und allgemein durch die Einhaltung sozialer Spielregeln gekennzeichnet. Die ins Deutsche übersetzten Items wurden einer Ausgangsstichprobe (n = 394) und einer Replikationsstichprobe (n = 110) vorgelegt, auf deren Daten die Analyse der psychometrischen Qualität des Fragebogens (nach Prinzipien der Klassischen Testtheorie) beruht. Ferner wurde anhand einer wiederholten Messung die Retestreliabilität nach fünf Wochen (n = 80) berechnet.
Faktorenanalytische Ergebnisse legen die Binnendifferenzierung in die beiden Subskalen "Erfüllung von berechtigten Erwartungen anderer" und "Befolgung von sozialen Spielregeln" nahe, die positiv miteinander korrelieren. Die gemeinsame Varianz beträgt maximal 12.25%. Jeweils die acht Items wurden ausgewählt, die in der Ausgangsstichprobe nur auf einem der beiden gefundenen Faktoren eine Ladung von .30 oder größer aufwiesen. Zudem wurde eine Kurzskala aus jenen acht Items der Gesamtskala gebildet, die in der Ausgangsstichprobe die höchsten Ladungen auf der ersten Hauptkomponente aufwiesen.


Empirische Prüfung und Gütekriterien:
Reliabilität: Für die Gesamtskala konnte mit einer internen Konsistenz von Alpha = .77 (Ausgangsstichprobe) bzw. Alpha = .80 (Replikationsstichprobe) jeweils ein zufriedenstellender Wert ermittelt werden. Für die Kurzskala fanden sich Werte von Alpha = .75 und Alpha = .71, für die beiden Subskalen lagen die Werte bei .65 < = Alpha < = .70. Nach fünf Wochen ließ sich ein Stabilitätskoeffizient von r = .80 feststellen.
Validität: Die Ergebnisse der Hauptkomponentenanalyse sprachen einerseits für einen dominanten ersten Faktor und somit für eine einfaktorielle Struktur der Skala. Andererseits ließen die faktorenanalytischen Ergebnisse auf Basis einer schiefwinkligen Rotation die Bildung von zwei 8-Item-Teilskalen zu, die der Messung von SV1 = "Erfüllung von berechtigten Erwartungen anderer" und SV2 = "Befolgung von sozialen Spielregeln" dienen können. Die Ähnlichkeit der Faktorenstruktur erwies sich in der Ausgangs- und in der Replikationsstichprobe als hoch. Für die Konstruktvalidität sprechen positive Zusammenhänge der SV mit internalen Kontrollüberzeugungen und Empathie. Ferner fanden sich negative Zusammenhänge mit Fehlschlag- und Konfliktangst sowie mit Verantwortlichkeitsabwehr. Weiterhin zeigte sich ein unterschiedliches Korrelationsmuster für die beiden Subskalen, das für ihre Eigenständigkeit spricht (siehe auch Bierhoff & Rohmann, 2004). In einer Studie mit ehrenamtlichen Helfern ergab sich, dass die SV positiv mit dem Motiv zusammenhing, aus sozialer Verantwortung zu helfen, während die Korrelation mit politischer Verantwortung gering ausfiel (Bierhoff, Schülken & Hoof, 2007). Die Kriteriumsvalidität des Verfahrens wird durch die Ergebnisse einer Laboruntersuchung unterstützt. Hier zeigte sich, dass insbesondere die Subskala "Erfüllung der berechtigten Erwartungen anderer" mit dem Ausmaß an gezeigter Hilfeleistung zusammenhängt. Für die Korrelation zwischen sozialer Verantwortung und sozialer Erwünschtheit zeigte sich ein Koeffizient von r = .43 (p < .001), so dass davon auszugehen ist, dass soziale Verantwortung nicht völlig unabhängig von sozialer Erwünschtheit ist. Die gemeinsame Varianz beträgt etwa 18.5%.
Normen: Normwerte liegen nicht vor.

 

Altersbereiche

Die Skala der sozialen Verantwortung kann von Erwachsenen bearbeitet werden.
 

Durchführungszeit

Die Bearbeitungsdauer für die Skala der sozialen Verantwortung beträgt etwa 5 Minuten.
 

Bewertung

Die SV ermöglicht die Erfassung von sozialer Verantwortung als Disposition. Berechnungen zur psychometrischen Qualität belegen die Eignung der Skala zur Erfassung des Konstrukts der sozialen Verantwortung. Durch die Nähe zur Originalskala von Berkowitz und Daniels (1964) ist internationale Vergleichbarkeit gegeben. So können Studien mit der SV mit Arbeiten verglichen werden, in denen die englische Originalskala eingesetzt wurde. Zudem handelt es sich bei dieser Skala mit 22 Items um ein ökonomisches Messinstrument. Die SV leistet einen bedeutenden Beitrag zur quantitativen Erfassung von sozialer Verantwortung. Mit Blick auf das zu konstatierende zunehmende Interesse an der Verantwortungsthematik im Allgemeinen (z.B. Reichle & Schmitt, 1998) und der "Corporate Social Responsibility" im Unternehmen (Blohm, Frey & Traut-Mattausch, 2012) bzw. der pädagogischen Verantwortung von Lehrern (Lauermann & Karabenick, 2011) im Besonderen erscheint die Thematik der Sozialen Verantwortung für die Diagnostik als zunehmend wichtig.
 

Literatur

  • Berkowitz, L. & Daniels, L.R. (1964). Affecting the salience of the social responsibility norm: Effects of past help on the response to dependency relationships. Journal of Abnormal and Social Psychology, 68, 275-281.
  • Bierhoff, H.W. (2000). Skala der sozialen Verantwortung nach Berkowitz und Daniels: Entwicklung und Validierung. Diagnostica, 46 (1), 18-28.
  • Bierhoff, H.W. & Rohmann, E. (2004). Altruistic personality in the context of the empathy-altruism hypothesis. European Journal of Personality, 18, 351-365.
  • Bierhoff, H.W., Schülken, T. & Hoof, M. (2007). Skalen der Einstellungsstruktur ehrenamtlicher Helfer (SEEH). Zeitschrift für Personalpsychologie, 6, 12-27.
  • Blohm, G., Frey, D. & Traut-Mattausch, E. (2012). Ein psychologisches Rahmenmodell zur Beschreibung von Wirkprozessen der organisierten Freiwilligentätigkeit in Betrieben (Corporate Volunteering). Wirtschaftspsychologie, 14, 60-69.
  • Lauermann, F. & Karabenick, S.A. (2011). Teacher responsibility into account(ability): Explicating its multiple components and theoretical status. Educational Psychologist, 46, 122-140.
  • Reichle, B. & Schmitt, M. (1998). Verantwortung, Gerechtigkeit und Moral. Weinheim: Juventa.
 

Wichtige neuere Publikationen

  • Bierhoff, H.-W. (2014). SV-K. Skala der sozialen Verantwortung - Kurzskala. In C.J. Kemper, E. Brähler & M. Zenger (Hrsg.), Psychologische und sozialwissenschaftliche Kurzskalen. Standardisierte Erhebungsinstrumente für Wissenschaft und Praxis (S. 307-309). Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
 

Originalfassung/Anderssprachige Fassungen

  • *Berkowitz, L. & Daniels, L.R. (1964). Affecting the salience of the social responsibility norm: Effects of past help on the response to dependency relationships. Journal of Abnormal and Social Psychology, 68 (3), 275-281. [original items included p. 279]
 
 Autorenbeschreibung: Hans-Werner Bierhoff (31.05.2012)
 APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms:

Classical Test Theory; Questionnaires; Rating Scales; Social Psychology; Social Norms; Social Behavior; Responsibility

Klassische Testtheorie; Fragebögen; Rating-Skalen; Sozialpsychologie; Soziale Normen; Soziales Verhalten; Verantwortlichkeit

 weitere Schlagworte:

1964 (Berkowitz, L. & Daniels, L.R.); 2000 (Bierhoff, H.-W.); 2012 (Open Test Archive); Open Access; Langform mit 22 Items; Kurzform mit 8 Items; Subskalen: 1 Erfüllung von berechtigten Erwartungen anderer, 2 Befolgung von sozialen Spielregeln; Kurzskala "Soziale Verantwortung"
 Klassifikation:

Persönlichkeitstests; Soziale Wahrnehmung und soziale Kognition
Tests zur Erfassung sozialer Werte; Sonstige Persönlichkeitsverfahren
7.2.1; 9.99
 Anwendungstyp: Research (Tests)
 Art der Publikation: Test; Electronic Resources (90; 94)
 Sprache: German
 Übersetzungen: English
 Land: United States
 Publikationsjahr: 2000
 Änderungsdatum: 201402
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