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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: Skala zur Erfassung von Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9006446 | ||
SEA - Skala zur Erfassung von Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen (PSYNDEX Tests Review) | ||
Scale for Detecting Test Manipulation through Faking Good and Social Desirability Bias/author | ||
Satow, L. | ||
(2011). Skala zur Erfassung von Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen (SEA). Markdorf: Psychomeda. Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006446 | ||
Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung" (CC BY-NC-ND); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 18.05.2022. Anmerkung: Das Verfahren wurde 2012 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen Nachweis im Testarchiv: Satow, L. (2012). SEA. Skala zur Erfassung von Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung und sozial erwünschte Antworttendenzen [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9006446 und Autorenbeschreibung einschließlich Fragebogenitems und Normtabellen]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.),
Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. | ||
Adresse(n): o Dr. Lars Satow, Untere Auen 7/1, D-88677 Markdorf ; E-Mail: mail@drsatow.de ; URL: http://drsatow.de/ ; Stand: 8.2.2021 | ||
AbstractDiagnostische Zielsetzung:Sichere Bestimmung der Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung - insbesondere in Online-Tests.
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Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundEin Problem bei Tests (Persönlichkeitstests) und Befragungen ist die Tendenz der Teilnehmer, sich besser darzustellen, indem Fragen so beantwortet werden, dass die eigene Person in einem besseren Licht erscheint. Schwächen und scheinbar negative Seiten der Persönlichkeit werden verschwiegen oder in das Gegenteil gekehrt (vgl. MacCann, Ziegler & Roberts, 2011; Stocke, 2004; Thiemann, 2006).Zur Aufdeckung der Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung werden Skalen eingesetzt, die Fragen enthalten, die bei ehrlicher Beantwortung von fast allen Menschen zu bejahen wären, wie beispielsweise "Haben Sie schon einmal schlecht über Vorgesetzte gedacht?" oder "Sind Sie schon einmal zu spät gekommen?" - und doch gleichzeitig kleine Schwächen offenbaren. Die Skalen werden daher auch als Faking-Skalen bezeichnet. Ein Problem solcher Skala besteht darin, dass sie oftmals mit Persönlichkeitseigenschaften konfundiert sind, z.B. mit der Persönlichkeitseigenschaft "Gewissenhaftigkeit". So kommen beispielsweise sehr gewissenhafte Menschen seltener oder gar nicht zu spät und reden auch weniger häufig schlecht über Vorgesetzte. Auf vielen Faking-Skalen erscheinen sie daher als weniger ehrlich. Im Folgenden wird eine Faking-Skala vorgestellt, die speziell für den Online-Einsatz entwickelt wurde und weitgehend frei ist von Konfundierungen mit den Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften. | ||
TestaufbauDie SEA-Skala umfasst 7 Likert-Items, die Kurzform (SEA-K) zwei Items, die in einer Kalibrierungsstichprobe optimiert und ausgewählt wurden.Als Antwortskala wurde ein vierstufiges Likertformat gewählt: 1) trifft gar nicht zu 2) trifft eher nicht zu 3) trifft eher zu 4) trifft genau zu. Das vierstufige Likertformat hat den Vorteil, dass es den Teilnehmer nicht die Möglichkeit lässt, eine "neutrale", unauffällige mittlere Antwortkategorie zu wählen (vgl. Garland, 1991). Zudem ist sie intuitiv verständlich und lässt sich schnell beantworten, was insbesondere bei Online-Tests von Bedeutung ist. | ||
AuswertungsmodusPro Antwort kann es 1 bis 4 Punkte geben (vgl. Abschnitt "Items"): Bei normalen Items 1 Punkt für die Antwort "trifft gar nicht zu", 2 Punkte für die Antwort "trifft eher zu", 3 Punkte für die Antwort "trifft eher zu" und 4 Punkte für die Antwort "trifft genau zu". Bei Items, die mit einem Minus (-) gekennzeichnet sind, erfolgt die Vergabe der Punkte absteigend, also 4 Punkte für die Antwort "trifft gar nicht zu" etc. Die Punkte werden über alle Items aufsummiert.Ein Wert größer als 23 (SEA-K: 6) ist ein sehr deutlicher Hinweis für die Intention einer Person, sich in einem Test besonders positiv darstellen zu wollen. Als Interpretationshilfe stehen ferner Stanine-Normen zur Verfügung. | ||
AuswertungshilfenAuswertungshilfen sind nicht vorhanden. | ||
Auswertungszeit2 Minuten pro Fall. | ||
ItembeispieleSiehe unter "Items". | ||
Alle Items(1) SEA-Skala1. Ich habe schon mal über andere gelästert oder schlecht über sie gedacht. (-) 2. Ich würde niemals schlecht über einen Kollegen oder meinen Arbeitgeber reden. 3. Im privaten Bereich habe ich schon mal Dinge gemacht, die besser nicht an die Öffentlichkeit kommen sollten. (-) 4. Ich habe schon mal Dinge weitererzählt, die ich besser für mich behalten hätte. (-) 5. Ich habe schon mal etwas unterschlagen oder nicht gleich zurückgegeben. (-) 6. Ich würde mich niemals von einem Arzt krankschreiben lassen, ohne dass ich es wirklich bin. 7. Ich bilde mir meine Meinung immer sehr sorgfältig und würde niemals vorschnell urteilen. (2) Kurzfassung SEA-K 1. Ich habe schon mal über andere gelästert oder schlecht über sie gedacht. (-) 2. Ich würde niemals schlecht über einen Kollegen oder meinen Arbeitgeber reden. | ||
Durchführung | ||
TestformenEs ist eine Testform (SEA) mit sieben Items vorhanden sowie eine Kurzform (SEA-K). Da die Kurzform (SEA-K) der Langform ebenbürtig oder überlegen ist, wird prinzipiell empfohlen, die Kurzform einzusetzen, da sie nur zwei Items umfasst und noch weniger mit Persönlichkeitseigenschaften assoziiert ist. | ||
AltersbereicheDie Skala eignet sich für Personen ab 16 Jahren. | ||
DurchführungszeitDie durchschnittliche Durchführungszeit der Langfassung beträgt 2 bis 3 Minuten. | ||
MaterialDie Items werden nach Zufall mit anderen Items gemischt. Soll z.B. im Rahmen einer Online-Bewerberauswahl die Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung ermittelt werden, so werden die Items der SEA- oder SEA-K-Skala nach dem Zufallsprinzip unter die anderen Items des Online-Fragebogens gemischt. | ||
InstruktionDie wörtliche Instruktion lautet: "Inwieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie zu? Antworten Sie möglichst spontan. Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten." | ||
DurchführungsvoraussetzungenMindestalter der Teilnehmer ist 16 Jahre. | ||
TestkonstruktionDer Test wurde gemäß der Klassischen Testtheorie in folgenden Schritten konstruiert:Als Ausgangspunkt wurden 18 Items entwickelt (Satow, 2012). Alle 18 SEA-Items wurden von Juli bis Dezember 2011 zusammen mit dem Big-Five-Persönlichkeitstest (B5T; Satow, 2011) als Online-Selbst-Test auf dem Psychologieportal Psychomeda angeboten. Teilnehmer konnten die Fragen kostenlos und anonym beantworten, um am Ende ein ausführliches Persönlichkeitsprofil zu erhalten. In der Testinstruktion wurden die Teilnehmer darauf hingewiesen, dass momentan die Verfälschungssicherheit des Persönlichkeitstests untersucht werde. Und sie wurden gefragt, ob sie an der Untersuchung teilnehmen möchten, indem sie versuchen, sich möglichst gut im Test darzustellen. Insgesamt führten N = 2 854 Teilnehmer (Kalibrierungsstichprobe) den Online-Test durch. Die meisten Teilnehmer waren zwischen 20 und 30 Jahre alt. 56% waren weiblichen Geschlechts. n = 199 Teilnehmer (7%) gaben an, den Versuch zu unternehmen, sich bei der Beantwortung möglichst positiv darzustellen. Im ersten Schritt wurden die k = 5 Items aus dem Itempool ausgeschlossen, die am wenigsten mit dem Kriterium (Intention zur positiven Selbstdarstellung ja/nein) korreliert waren. Dadurch verblieben k = 13 Items im Pool, die mit der Intention zur positiven Selbstdarstellung zwischen r = .10 und r = .22 korrelierten. Im zweiten Schritt wurden weitere drei Items ausgeschlossen, die besonders stark mit einem der Big-Five-Faktoren konfundiert waren. Es verblieben 10 Items im Pool, die kaum bis moderat (r < .30) mit den Big-Five-Faktoren korreliert waren. Eine Reliabilitätsanalyse erbrachte, dass durch Ausschluss drei weiterer Items die Skalenreliabilität (Cronbachs Alpha) leicht verbessert werden konnte. Für die Kurzform (SEA-K) wurden die drei SEA-Items mit der höchsten Korrelation mit dem Kriterium ausgewählt. Aufgrund einer Reliabilitätsanalyse wurde ein Item ausgeschlossen. Reliabilitätsprüfung, Validierung und Normierung wurden in einer zweiten Stichprobe durchgeführt. Die zweite Stichprobe umfasste N = 4 701 Teilnehmer, die ebenfalls auf dem Psychologieportal Psychomeda an dem Online-Selbst-Test teilgenommen hatten - jedoch zu einem anderen Zeitpunkt. Die meisten Teilnehmer dieser Stichprobe waren zwischen 20 und 30 Jahre alt; 54% waren weiblichen Geschlechts. | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätDurch die computergestützte Online-Auswertung sowie durch die Durchführung mit einem Item pro Seite ist Auswertungsobjektivität sichergestellt. Die vorliegenden Normwerte und Interpretationshinweise tragen zur Interpretationsobjektivität bei. | ||
ReliabilitätIn der Normierungs- und Validierungsstichprobe erreichten die beiden Skalenformen folgende Kennwerte für die interne Konsistenz:SEA (7 Items): Cronbachs Alpha = .70; SEA-K (2 Items): Cronbachs Alpha = .59. | ||
Validität(1) Korrelationen mit der Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung: Die Korrelation betrug bei der SEA (7 Items) r = .29 (p < .01) und bei der SEA-K (2 Items) r = .30 (p < .01).(2) Mittelwertunterschiede: Personen, die nach eigenen Angaben versuchten, sich besser darzustellen (n = 299) erzielten in der SEA im Mittel um 4.5 Punkte und in der SEA-K im Mittel etwa 2 Punkte mehr als Personen, die nicht versuchten, sich besser darzustellen (n = 3 862; Satow, 2012). (3) Vorhersage der Intention zur positiven Selbstdarstellung: Der standardisierte Beta-Koeffizient nach Berücksichtigung der Big-Five-Persönlichkeitsfaktoren betrug für die SEA Beta = .17 (p < .01) und für die SEA-K Beta = .22 (p < .01). (4) Klassifikation, Power und Irrtumswahrscheinlichkeiten: Mit Hilfe der folgenden Schwellenwerte lässt sich die Tendenz zur positiven Selbstdarstellung mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit und einer vorgegebenen Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% feststellen: Für die SEA liegt bei einem Schwellenwert von > 23 die Wahrscheinlichkeit dafür, die Intention zur positiven Selbstdarstellung zu entdecken (1 - Beta; Power), bei 42% und die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Intention zur positiven Selbstdarstellung fälschlich unterstellt wird (Alpha) bei < 5%. Für die SEA-K betragen bei einem Schwellenwert von > 6 die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten 43% (1 - Beta) bzw. < 5% (Alpha). | ||
NormierungDie Validierungs- und Normierungsstichprobe umfasst N = 4 701 Teilnehmer (n = 2 146 Männer, n = 2 555 Frauen), die 2011 auf dem Psychologieportal Psychomeda an einem Online-Selbst-Test teilgenommen hatten. Die Stichprobe wird bei Satow (2012) nach Alter und Berufstätigkeit beschrieben.Als Normwerte wurden für SEA und SEA-K Staninewerte für die Gesamtstichprobe sowie zwei Altersgruppen (< 30 Jahre, > = 30 Jahre) ermittelt. Ab einem Normwert von Stanine = 8 ist von einer absichtsvollen positiven Selbstdarstellung auszugehen, mit dem Ziel, die Testergebnisse zu verfälschen (siehe auch Schwellenwerte im Abschnitt "Validität"). Die Normtabellen unterscheiden sich in Bezug auf das Geschlecht nicht und in Bezug auf das Alter nur minimal. | ||
AnwendungsmöglichkeitenBeide Testformen (SEA und SEA-K) dienen der sicheren und reliablen Bestimmung der Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung - insbesondere in Online-Tests. Die Items sollten stets in andere Fragebögen eingebettet werden; eine separate Vorgabe ist nicht sinnvoll. | ||
BewertungBeide Testformen überzeugen mit einer guten Power und einer geringen Irrtumswahrscheinlichkeit bei der Erkennung der Absicht zur Testverfälschung durch positive Selbstdarstellung. | ||
Literatur
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Autorenbeschreibung: Lars Satow (10.01.2012) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Questionnaires; Rating Scales; Test Norms; Personality Measures; Social Desirability Klassische Testtheorie; Fragebögen; Rating-Skalen; Testnormen; Persönlichkeitstests; Soziale Erwünschtheit | |
weitere Schlagworte: | 2011; 2012 (Open Test Archive); Open Access; Faking-Skala; Kurzversion (SEA-K); 7 Items; ab 16 Jahre; Normierungs-/Untersuchungsjahr: 2011; Stichprobe(n): 4701 | |
Klassifikation: | Persönlichkeitstests; Persönlichkeitseigenschaften und Persönlichkeitsprozesse Tests zur Erfassung sozialer Erwünschtheit 13.4.1 | |
Anwendungstyp: | Research (Tests) | |
Art der Publikation: | Test; Electronic Resources (90; 94) | |
Sprache: | German | |
Land: | Germany | |
Publikationsjahr: | 2011 | |
Änderungsdatum: | 202008 | |
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