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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: Wechsler Adult Intelligence Scale - Fourth Edition - deutschsprachige Adaptation | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9006581 | ||
WAIS-IV - Wechsler Adult Intelligence Scale - Fourth Edition - deutschsprachige Adaptation (PSYNDEX Tests Review) | ||
Wechsler Adult Intelligence Scale - Fourth Edition (WAIS-IV; Wechsler, D., 2008) - German version/author | ||
Petermann, F. (Hrsg.). | ||
(2012). WAIS-IV. Wechsler Adult Intelligence Scale - Fourth Edition. Deutschsprachige Adaptation der WAIS-IV von D. Wechsler [Tragetasche mit Gesamtsatz WAIS-IV: Manual 1: Grundlagen, Testauswertung und Interpretationen, Manual 2: Durchführung, 25 Protokollbögen, 25 Aufgabenhefte 1: Symbolsuche und Zahlen-Symbol-Test, 25 Aufgabenhefte 2: Durchstreichtest, WAIS-IV EuroKit: Lösungsschlüssel-(Schablonen) für Symbol-Test, Symbol-Suche, Markierungstest, Mosaiktest, Stimulus Buch I, Stimulus Buch II]. Frankfurt am Main: Pearson. ISBN: 9783943274042 (Manual Grundlagen, Testauswertung, Interpretation); 9783943274059 (Manual Durchführung) | ||
Bezugsquelle: Pearson Deutschland GmbH, Kaiserstraße 44, D-60329 Frankfurt am Main; E-Mail: info.de@pearson.com; URL: https://www.pearsonclinical.de/; Stand: 1.5.2023; Testzentrale, Herbert-Quandt-Straße 4, D-37081 Göttingen; E-Mail: info@testzentrale.de; URL: https://www.testzentrale.de/; Stand: 1.5.2023. Anmerkung: Inzwischen ist eine Auswertungssoftware für die WAIS-IV als Einzelplatzversion und als Netzwerkversion erhältlich | ||
Adresse(n): o Prof. Dr. Franz Petermann (1953-2019), Universität Bremen, Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation (ZKPR) ; URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Petermann ; Stand: 5.11.2019 o Prof. David Wechsler (1896-1981), Bellevue Hospital, New York City, USA ; URL: http://de.wikipedia.org/wiki/David_Wechsler ; Stand: 25.11.2019 | ||
WWW-Informationen:
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AbstractDiagnostische Zielsetzung:Mit der WAIS-IV liegt eine aktuelle Überarbeitung und deutsche Adaptation eines der am häufigsten eingesetzten Intelligenztestverfahren vor. Dabei erlaubt der Einsatz des Verfahrens sowohl übergeordnete allgemeine als auch stärker abgegrenzte, spezifische kognitive Fähigkeiten zuverlässig zu erfassen.
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Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundDie verschiedenen Intelligenztestverfahren aus der Familie der Wechsler-Skalen - darunter die aktuellen Auflagen der Wechsler Adult Intelligence Scale - Fourth Edition (WAIS-IV; Wechsler, 2008; deutsche Übersetzung und Adaptation durch Petermann, 2012) und die Wechsler Intelligence Scale for Children - Fourth Edition (WISC-IV; Wechsler, 2003; deutsche Übersetzung und Adaptation durch Petermann & Petermann, 2011) - zählen zu den am häufigsten eingesetzten Verfahren zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (Petermann, 2012, S. 11). Die theoretische Grundlage der WAIS-IV bildet in Anlehnung an andere aktuelle Überarbeitungen bekannter Intelligenztestverfahren - wie etwa der WISC-IV, der Kaufman Assessment Battery for Children - Second Edition (K-ABC-II; Kaufman & Kaufman, 2004) oder der Woodcock-Johnson Tests (Woodcock-Johnson III; Woodcock, McGrew & Mather, 2001) - die sog. CHC-Theorie (McGrew, 2005, 2009). Sie vereint die Überlegungen Carrolls, Cattells und Horns zur Erfassung intellektueller Fähigkeiten und versteht Intelligenz als ein mehrschichtiges Konstrukt, welches sich aus allgemeinen und spezifischen kognitiven Fähigkeiten hierarchisch zusammensetzt.Während die Vorgängerversion der WAIS-IV - die Wechsler Intelligence Scale - Third Edition (WAIS-III; Wechsler, 1997) bzw. deren deutsche Übersetzung und Adaption, der Wechsler Intelligenztest für Erwachsene (WIE; Aster, Neubauer & Horn, 2006) - die allgemeine Intelligenz (g-Faktor) noch in einen Verbal- und Handlungs-IQ unterteilte, werden zu deren Interpretation nun die Indizes Sprachliches Verständnis (SV), Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken (WLD), Arbeitsgedächtnis (AGD) und Verarbeitungsgeschwindigkeit (VG) herangezogen. Darüber hinaus wurden die Normdaten aktualisiert sowie Untertests und Auswertungsspezifika überarbeitet. | ||
TestaufbauDie WAIS-IV beinhaltet zehn obligatorische und fünf optionale Untertests zur Erfassung verschiedener kognitiver Teilfunktionen. Während erstere zur Berechnung der Index-Werte und des Gesamt-IQs benötigt werden, erweitern letztere die Auswahl der erfassten kognitiven Fähigkeiten und liefern zusätzliche klinisch relevante Informationen. In begründeten Einzelfällen (z.B. bei sprachlichen oder motorischen Einschränkungen) können sie Kerntests auch ersetzen. Allerdings steht diese Möglichkeit bei Testpersonen im Alter von 70;0 bis 89;11 Jahren nur eingeschränkt zur Verfügung. Detaillierte Angaben zu den jeweiligen Aufgabenbeschreibungen sowie zu zentralen diagnostischen Zielsetzungen können Tabelle 1 entnommen werden.Tabelle 1 Aufgabenbeschreibung und zentrale diagnostische Zielsetzung der einzelnen Untertests (UTs; Petermann, Manual 1, 2012, S. 22) ----------------------------------------------------------------------Anmerkungen. MT = Mosaik-Test, GF = Gemeinsamkeiten Finden, ZN = Zahlen Nachsprechen, MZ = Matrizen-Test, WT = Wortschatz-Test, RD = Rechnerisches Denken, SYS = Symbol-Suche, VP = Visuelle Puzzles, AW = Allgemeines Wissen, ZST = Zahlen-Symbol-Test, BZF = Buchstaben-Zahlen-Folgen, FW = Formenwaage, AV = Allgemeines Verständnis, DT = Durchstreich-Test, BE = Bilder Ergänzen, KZG = Kurzzeitgedächtnis, LZG = Langzeitgedächtnis. Die in Tabelle 1 aufgeführten Kerntests können insgesamt vier Skalen, sog. Indizes, zugeordnet werden. Nähere Angaben zu zentralen diagnostischen Zielbereichen und konstituierenden Untertests können Tabelle 2 entnommen werden. Im Unterschied zu den Vorgängerversionen wurde bei der Konstruktion der WAIS-IV auf die bisherige Einteilung nach Verbal- und Handlungsteil und somit auch auf die Bestimmung entsprechender IQ-Werte verzichtet. Stattdessen können nun neben dem Gesamt-IQ die verschiedenen Index-Werte und/oder der sog. Allgemeine Fähigkeitsindex (AFI) berechnet werden. Da sich der Gesamt-IQ aus allen vier Indizes zusammensetzt, bildet er einen übergeordneten Wert zur Beschreibung der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten einer Person. Der AFI hingegen verzichtet auf die Berücksichtigung der beiden Indizes Arbeitsgedächtnis (AGD) und Verarbeitungsgeschwindigkeit (VG). Damit ist dieser optionale Gesamtwert weniger sensitiv gegenüber Defiziten in diesen, gerade im Zusammenhang vieler neuropsychologischer Sörungen beeinträchtigten Bereichen. Tabelle 2 Zusammensetzung und Beschreibung der vier Indizes, des Gesamt-IQs und des Allgemeinen Fähigkeitsindex (AFI) (Petermann, 2012, S. 21 f.) ----------------------------------------------------------------------Anmerkungen. SV = Sprachverständnis, WLD = Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken, AGD = Arbeitsgedächtnis, VG = Verarbeitungsgeschwindigkeit, G-IQ = Gesamt-IQ, AFI = Allgemeiner Fähigkeitsindex. Für weitere Abkürzungen siehe Tabelle 1. | ||
AuswertungsmodusNach der Durchführung aller obligatorischen und ggf. weiterer optionaler Untertests werden deren jeweilige Rohwertsummen bestimmt und auf dem Deckblatt des Protokollbogens eingetragen. Bei den meisten Untertests (Ausnahmen bilden ZST, SYS und DT) geschieht dies durch die Addition der bei den einzelnen Aufgaben erzielten Punkte (die Bewertungskriterien befinden sich im Manual und auf dem Protokollbogen), wobei auch die Umkehr- und nicht durchgeführten Aufgaben einbezogen werden. Anhand altersspezifischer Normwerttabellen können dann die Untertest-Rohwerte in die entsprechenden Wertpunkte transformiert, zu Wertpunktsummen bzw. zu einem Gesamt-Skalenwert aufsummiert und anschließend in Index- bzw. IQ-Werte überführt werden. Für eine vereinfachte Ergebnisinterpretation können sowohl die Untertest-Wertpunkte als auch die Index- und IQ-Werte auf dem Deckblatt des Protokollbogens grafisch in Form von Ergebnisprofilen dargestellt werden.Auf der zweiten Seite des Protokollbogens können weiterhin Diskrepanzvergleiche auf Index- und Untertest-Ebene vorgenommen und intraindividuelle Stärken und Schwächen bestimmt werden. Darüber hinaus bietet die optionale Analyse von Prozesswerten ausführlichere Informationen zu jenen kognitiven Fähigkeiten, die zur Leistung einer Person in den einzelnen Untertests beigetragen haben. Sie kann sowohl auf inter- als auch auf intraindividueller Basis erfolgen und zur Beschreibung kognitiver Stärken und Schwächen sowie zur Diagnosestellung genutzt werden. | ||
AuswertungshilfenZur Auswertung der Untertests SYS, ZST und DT liegen Auswertungsschablonen vor. Darüber hinaus erleichtern die Profildarstellungen die Ergebnisinterpretation. | ||
AuswertungszeitExplizite Angaben zur Auswertungszeit werden nicht gemacht. Aufgrund der umfangreichen Auswertungsmöglichkeiten sollten hierfür jedoch mindestens 15-20 Minuten veranschlagt werden. | ||
ItembeispieleDa bereits ausführlich auf die Aufgabenbeschreibung der einzelnen Untertests eingegangen wurde (vgl. "Testaufbau") und zudem die Darstellung der visuellen Items nicht möglich ist, werden im Folgenden nur die Beispielitems zweier ausgewählter Untertests (Gemeinsamkeiten Finden und Rechnerisches Denken) aufgeführt.- Gemeinsamkeiten Finden (GF): "Ich nenne Ihnen jetzt zwei Begriffe und frage dann, was diese Begriffe gemeinsam haben. Was haben 'Zwei' und 'Sieben' gemeinsam?" - Rechnerisches Denken (RD): "Ich stelle Ihnen jetzt ein paar Rechenaufgaben, die Sie lösen sollen. Hören Sie genau zu, weil Sie mich jetzt nur einmal fragen dürfen, ob ich die Aufgabe wiederholen kann. 'Thomas hat sechs Bälle. Er verliert drei. Wie viele bleiben übrig?" | ||
Durchführung | ||
TestformenMit der WAIS-IV (Wechsler, 2008) wurde die letzte Version der amerikanischen Wechsler Adult Intelligence Scale - Third Edition (WAIS-III; Wechsler, 1997) sowie des deutschen Wechsler Intelligenztests für Erwachsene (WIE; Aster et al., 2006) überarbeitet und von Petermann (2012) ins Deutsche übersetzt und adaptiert. Das Verfahren dient der individuellen Testung von Erwachsenen und Jugendlichen. | ||
AltersbereicheDas Verfahren kann bei Jugendlichen und Erwachsenen im Alter zwischen 16;0 und 89;11 Jahren eingesetzt werden. Je nach kognitivem Leistungsstand kann bei 16-jährigen Testpersonen wahlweise auch die WISC-IV (Wechsler, 2003; deutsche Übersetzung und Adaptation durch Petermann & Petermann, 2011) verwendet werden. | ||
DurchführungszeitDie Durchführungsdauer der Kerntests beträgt durchschnittlich etwa 90, inklusive aller optionalen Untertests etwa 115 Minuten. Je nach kognitivem Leistungsstand der Testperson kann sie auch länger oder kürzer sein. | ||
MaterialIn einer Umhängetasche befindet sich das komplette Testmaterial, bestehend aus zwei Manualen ("Grundlagen, Testauswertung und Interpretation" sowie "Durchführung") und Stimulusbüchern, jeweils 25 Protokollbögen und Aufgabenheften, einer Schachtel mit neun Mosaikwürfeln, jeweils einer Auswertungsschablone für die Untertests SYS, ZST und DT sowie zwei Bleistiften ohne Radiergummi. Darüber hinaus werden eine Uhr mit Stoppuhrfunktion und ein Stift benötigt. | ||
InstruktionDie Instruktionen der einzelnen Untertests erfolgen standardisiert. Sie können zusammen mit weiteren Hinweisen u.a. zu Umkehrregeln, Zeitlimits oder Bewertungskriterien dem Handbuch "Durchführung" entnommen werden. | ||
DurchführungsvoraussetzungenVor der Testdurchführung muss sich der Testleiter hinreichend mit den zur Verfügung stehenden Materialien sowie den erforderlichen Durchführungs- und Auswertungsspezifika (u.a. Startpunkte, Umkehr- und Abbruchregeln, Zeitlimits) bekannt machen. Die eigentliche Anwendung erfolgt i.d.R. durch Psychologen mit einem Diplom- oder Masterabschluss, u.U. auch von geschulten Ärzten und Sonderschulpädagogen. Dabei sollte die Testsituation in einem möglichst ruhigen Raum stattfinden, um die Testperson nicht unnötig abzulenken. | ||
TestkonstruktionUm eine hohe Validität und Reliabilität eines bereits etablierten Testverfahrens aufrechtzuerhalten, bedarf es einer stetigen Aktualisierung von repräsentativen Normen und theoretischen Grundlagen der zugrundeliegenden Teststruktur. Nur so kann sichergestellt werden, dass Intelligenztestwerte angemessen bewertet, d.h. nicht über- oder unterschätzt werden (vgl. z.B. Flynn, 1999, 2007; Flynn & Weiss, 2007). Dementsprechend bestanden zentrale Ziele bei der Konstruktion der WAIS-IV in der Aktualisierung der verfügbaren Normwerte sowie der zugrunde gelegten theoretischen Überlegungen. Darüber hinaus sollten die klinische Validität und Nutzerfreundlichkeit erhöht, psychometrische Kennwerte verbessert und der Einfluss des Alters auf die Testleistung minimiert werden.Zur Verbesserung der Test- und Indexstruktur im Bereich fluides Denken, Arbeitsgedächtnis (AGD) und Verarbeitungsgeschwindigkeit (VG) wurden drei neue Untertests (VP, FW und DT) entwickelt, der Untertest ZN um einen neuen Aufgabentyp erweitert (ZN-S) und der Untertest RD grundlegend überarbeitet. Auf die bisherige Einteilung in einen Verbal- und Handlungsteil bzw. Verbal- und Handlungs-IQ sowie auf den Beibehalt der Untertests Figuren Legen und Bilder Ordnen (WIE) wurde verzichtet. Damit erfasst der Gesamt-IQ der WAIS-IV Leistungen des Arbeitsgedächtnisses und der Verarbeitungsgeschwindigkeit stärker als der Gesamt-IQ der WAIS-III. Durch die Modifikation und Erweiterung der Aufgaben in den einzelnen UTs sollte u.a. die Differenzierbarkeit kognitiver Leistungen im oberen und unteren Bereich erhöht und damit das durch das Verfahren erfasste IQ-Intervall erweitert werden. Für eine verbesserte Anwenderfreundlichkeit wurde die Anzahl der zur Berechnung der Index-Werte notwendigen Untertests von 13 auf 10 herabgesetzt und das Testmaterial komplett neu gestaltet. Um altersbedingte Einflüsse zu minimieren, wurden u.a. die Formulierung der Instruktionen überarbeitet, neue Lern- und Übungsaufgaben eingeführt und Bonuspunkte für eine schnelle Aufgabenbearbeitung weniger stark berücksichtigt (Petermann, 2012, S. 20 ff.). | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätDie im Manual enthaltenen standardisierten Instruktionen und ausführlichen Beschreibungen zur Testdurchführung gewährleisten zusammen mit den entsprechenden Hinweisen in den Protokollbögen und Stimulusbüchern die Durchführungsobjektivität des Verfahrens. Die auf diese Weise erzielten Testergebnisse ermöglichen aufgrund altersspezifischer Normwerte und umfangreicher Erläuterungen eine objektive Ergebnisinterpretation. Hingegen ist die manuelle Auswertung der Ergebnisse, trotz der verschiedenen Auswertungsschablonen, relativ fehleranfällig. | ||
ReliabilitätZur Berechnung der Reliabilitätskennwerte wurden Retest-Reliabilitäten (ZST, SYS und DT) und Split-half-Reliabilitäten (Korrektur der Korrelationskoeffizienten nach Spearman-Brown) verwendet und in Form von Cronbachs Alpha angegeben. Um darüber hinaus auch Aussagen zur Stabilität der Testergebnisse machen zu können, wurden anhand von Produkt-Moment-Korrelationen nach Pearson zusätzlich Retest-Reliabilitäten (n = 166) berechnet.Daraus resultierten mittlere Reliabilitäten zwischen Alpha = .78 - .91 (Untertests), Alpha = .83 - .86 (Prozesswerte), Alpha = .90 - .97 (Indizes), Alpha = .98 (Gesamt-IQ) und Alpha = .97 (AFI) sowie Retest-Reliabilitäten zwischen rtt = .77 - .88 (Untertests), rtt = .63 - .84 (Prozesswerte), rtt = .84 - .93 (Indizes), rtt = .95 (Gesamt-IQ) und rtt = .92 (AFI). Dabei wurden die mittleren Reliabilitäten über Fischers-z-Transformationen berechnet und die Retest-Reliabilitäten um die Varianzeinschränkung der Stichprobe korrigiert. | ||
ValiditätInhaltsvalidität:Die Inhaltsvalidität des Verfahrens wird durch dessen theoretisch fundierte Konstruktion sowie durch die praktische Bewährtheit seiner Vorgängerversionen gewährleistet. Dabei wurde in Übereinstimmung mit aktuellen Intelligenzkonzepten und faktorenanalytischen Befunden (Petermann, 2012) die bisherige Aufteilung des Gesamt-IQ in Verbal- und Handlungs-IQ zugunsten einer vierfaktoriellen Indexstruktur aufgegeben. Auf diese Weise erfasst der Gesamt-IQ der WAIS-IV Leistungen des Arbeitsgedächtnisses und der Verarbeitungsgeschwindigkeit deutlich stärker als dies noch bei der WAIS-III der Fall war. Konstruktvalidität: Für die Konstruktvalidität des Verfahrens sprechen erwartungskonforme Interkorrelationen der Untertests und Indizes, die Ergebnisse konfirmatorischer Faktorenanalysen (CFA) und Untersuchungen zur Differenzierungsfähigkeit verschiedener klinischer im Vergleich zur Normstichprobe sowie zur Messinvarianz bei verschiedenen nationalen Populationen (Bowden, Saklofske & Weiss, 2011) und Altersgruppen (Benson, Hulac & Kranzler, 2010; Niileksela, Reynolds & Kaufman, 2012). Erwartungsgemäß korrelieren alle Untertests in geringem bis mittlerem Maße miteinander, was auf einen übergeordneten allgemeinen Intelligenzfaktor (g-Faktor) hinweist. Zu diesem weisen einige Indizes (insbesondere SV und WLD) besonders hohe Zusammenhänge auf. Und nicht zuletzt korrelieren Untertests eines Index höher untereinander als mit Untertests anderer Indizes, wobei die Untertests des Index SV am höchsten miteinander korrelieren. Das Ziel der CFA wiederum bestand darin, herauszufinden, welche Faktorenstruktur zum einen den Gesamt-IQ am besten definiert und wie gut zum anderen die einzelnen Untertests die postulierten latenten Fähigkeitskonstrukte erfassen. Vorgeschlagen wurde hierfür ein Modell bestehend aus vier Faktoren erster Ordnung (die Indizes SV, WLD, AGD und VG) und einem Faktor zweiter Ordnung (der Gesamt-IQ), welches gegen verschiedene alternative Modelle getestet wurde. Getestet wurden insgesamt vier Modelle, die entweder nur die 10 Kerntests oder aber alle 15 Untertests umfassten. Dabei erzielte das Modell mit der vorgeschlagenen Faktorenstruktur in allen Analysen durchweg die besten Ergebnisse. Um darüber hinaus auch die Differenzierungsfähigkeit der WAIS-IV zwischen verschiedenen klinischen Subgruppen und der Normpopulation zu überprüfen, wurden mehrere Validierungsstudien zur Anwendung des Verfahrens bei Hoch- und Minderbegabten, Personen mit ADHS, Depression, Alzheimer Demenz und Schlaganfällen konzipiert. Erwartungsgemäß erzielten intellektuell hochbegabte Personen (n = 19) deutlich höhere und Personen mit intellektueller Minderbegabung (n = 53) deutlich geringere Leistungen als eine jeweils gematchte Kontrollstichprobe. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lagen nur die Ergebnisse zu diesen beiden Untersuchungen vor, weitere sollen jedoch folgen. | ||
NormierungDie Normierungsstichprobe umfasste N = 1 700 Jugendliche und Erwachsene im Alter zwischen 16;0 und 89;11 Jahren und wurde zwischen Februar und August 2012 erhoben. Die Zusammensetzung der Stichprobe erfolgte gemäß den Angaben des Statistischen Bundesamtes repräsentativ im Hinblick auf Geschlecht, Schulabschluss, Migrationshintergrund und regionale Verteilung (Nord, Süd, Ost, West). Die im Anhang des Manuals abgedruckten Vergleichswerte basieren auf den Ergebnissen von n = 1 425 Personen aus insgesamt 13 Altersgruppen. Auf dieser Grundlage wurden für die Wertpunktsummen der einzelnen Indizes Index- und IQ-Werte (Gesamt-IQ) sowie für die verschiedenen Diskrepanzvergleiche kritische Werte und kumulierte Prozentränge berechnet. | ||
AnwendungsmöglichkeitenMithilfe der WAIS-IV können die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten einer Testperson umfassend beurteilt und entsprechende inter- und intraindividuelle Stärken und Schwächen bestimmt werden. Sie kann sowohl in pädagogischen und klinischen Settings zur Beurteilung von intellektueller Hochbegabung, Lernbehinderung, Teilleistungsschwächen oder Intelligenzminderung, zunehmend aber auch zur Bestimmung der kognitiven Fähigkeiten von Patienten mit neuropsychologischen Defiziten eingesetzt werden. Dabei können die anhand der Testergebnisse erstellten Leistungsprofile u.a. wichtige Informationen zur Behandlungsplanung liefern oder für berufs- und bildungsbezogene Entscheidungen genutzt werden. Darüber hinaus bietet das Verfahren umfassende Möglichkeiten für den forschungsbezogenen Einsatz. | ||
BewertungDie WAIS-IV (Wechsler, 2008) stellt eine aktuelle Überarbeitung eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Intelligenztestverfahren dar, für welche nun auch eine deutsche Übersetzung und Adaptation vorliegt (Petermann, 2012). Im Zuge dieser Überarbeitung wurden u.a. umfangreiche Veränderungen hinsichtlich der internen Struktur realisiert, neue Normdaten erstellt und die Nutzerfreundlichkeit des Verfahrens erhöht. So basiert die theoretische Grundlage der WAIS-IV nicht mehr länger nur auf Wechslers Intelligenzkonzept, sondern berücksichtigt aktuelle Überlegungen zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten gemäß der sog. CHC-Theorie (vgl. McGrew, 2005, 2009). Durch neu eingeführte und erweiterte Untertests konnte die Indexstruktur des Verfahrens insbesondere im Bereich fluides Denken, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit verbessert und das durch das Verfahren erfasste IQ-Intervall von 45-155 (WAIS-III) auf 40-160 (WAIS-IV) erweitert werden. Die zur Berechnung der Normwerte herangezogene Stichprobe ist mit einem Umfang von N = 1 425 hinreichend groß und sehr aktuell.Die Gütekriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität sind insgesamt als gut bis sehr gut zu bewerten. Dabei gewährleisten insbesondere die übersichtlich gestalteten Testmanuale, Protokollbögen und Stimulusbücher eine korrekte Testdurchführung. Aufgrund der relativ komplexen Auswertungsstruktur sowie der großen Anzahl zur Verfügung stehender Normtabellen bleibt die manuelle Auswertung der Testergebnisse jedoch weiterhin relativ fehleranfällig. Hier könnte eine entsprechende Software große Erleichterung bieten. Die umfangreichen Angaben zur Berechnung statistischer Kennwerte sowie zu Interpretation der Testergebnisse ermöglichen hingegen ein hohes Ausmaß an Ergebnisobjektivität. Die Reliabilitätskennwerte liegen insgesamt im akzeptablen Bereich, sind jedoch vor allem in Bezug auf den Gesamt-IQ und den AFI als hervorragend zu bezeichnen. Die erwartungskonformen Interkorrelationen der Untertests und Indizes sowie die Ergebnisse konfirmatorischer Faktorenanalysen unterstützen die interne Struktur des Verfahrens im Sinne der Konstruktvalidität. Allerdings wird die genaue Zusammensetzung dieser internen Struktur derzeit noch kontrovers diskutiert. So weisen Canivez und Watkins (2010), Ward, Bergman und Hebert (2012) und Niileksela et al. (2012) darauf hin, dass eine fünffaktorielle, die Annahmen der CHC-Theorie stärker berücksichtigende Struktur die Ergebnisse der Normstichprobe möglicherweise besser repräsentiert als die von Wechsler (2008) vorgeschlagene vierfaktorielle Struktur. Bowden et al. (2011) hingegen konnten diese Ergebnisse nicht bestätigen. Weiterhin fehlen bislang Studien zur prognostischen Validität sowie die Veröffentlichung der angekündigten Untersuchungen der Leistungen (deutscher) klinischer Stichproben. Im Hinblick auf die Normierung werden leider keine Angaben zur Stichprobengewinnung und Kennwerteberechnung gemacht. Darüber hinaus wurden bei der Bestimmung der Reliabilitätskennwerte keine Profilreliabilitäten bestimmt. Gerade zur zuverlässigen Interpretationen der Testergebnisse auf der Ebene der einzelnen Untertests ist diese jedoch unverzichtbar. | ||
Literatur
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Wichtige neuere Publikationen
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Originalfassung/Anderssprachige Fassungen
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Rezensionen
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Jennifer Schroth (23.04.2013) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Pictorial Stimuli; Test Norms; Subtests; Intelligence Measures; Performance Tests; Wechsler Adult Intelligence Scale; Clinical Psychology; Developmental Psychology; Neuropsychology; Psychiatry; Cognitive Development; Cognitive Processing Speed; Logical Thinking; Reasoning; Short Term Memory; Spatial Ability; Verbal Ability Klassische Testtheorie; Bild-Stimuli; Testnormen; Untertests; Intelligenztests; Leistungstests; Wechsler Adult Intelligence Scale; Klinische Psychologie; Entwicklungspsychologie; Neuropsychologie; Psychiatrie; Kognitive Entwicklung; Kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit; Logisches Denken; Schlussfolgerndes Denken; Kurzzeitgedächtnis; Räumliches Vorstellungsvermögen; Sprachliche Fähigkeit | |
weitere Schlagworte: | 1939 (WAIS); 1956 (HAWIE); 1981 (WAIS-R); 1991 (HAWIE-R); 1997 (WAIS-III); 2006 (WIE); 2008 (WAIS-IV, englischsprachige Fassung); 2012 (WAIS-IV, deutschsprachige Fassung); Fluide Intelligenz; Kristalline Intelligenz; Index-Werte; Gesamt-IQ; Allgemeiner Fähigkeitsindex (AFI); ab 16;0 Jahre; bis 89;11 Jahre; Kerntests: 1 Mosaik-Test, 2 Gemeinsamkeiten finden, 3 Zahlen nachsprechen, 4 Matrizen-Test, 5 Wortschatz-Test, 6 Rechnerisches Denken, 7 Symbol-Suche, 8 Visuelle Puzzles, 9 Allgemeines Wissen, 10 Zahlen-Symbol-Test; Optionale Untertests: 1 Buchstaben-Zahlen-Folgen, 2 Formenwaage, 3 Allgemeines Verständnis, 4 Durchstreich-Test, 5 Bilder ergänzen; Indizes: 1 Sprachverständnis, 2 Wahrnehmungsgebundenes Logisches Denken, 3 Arbeitsgedächtnis, 4 Verarbeitungsgeschwindigkeit; Normierungs-/Untersuchungsjahr: 2012; Stichprobe(n): 1700 | |
Klassifikation: | Persönlichkeitstests; Kognitive Prozesse; Neurologische Störungen und Hirnschädigung; Schul- und Bildungsberatung Mehrdimensionale Intelligenztests; Intelligenztests für Jugendliche und Erwachsene 2.2; 2.4 | |
Anwendungstyp: | Individual Diagnosis, Clinical Diagnosis | |
Art der Publikation: | Test; Test in Print (90; 911) | |
Sprache: | German | |
Übersetzungen: | English, Italian | |
Land: | United States | |
Publikationsjahr: | 2012 | |
Änderungsdatum: | 202001 | |
info@leibniz-psychology.org | © 1996-2023 ZPID |