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Vollansicht des PSYNDEX Tests-Dokuments: Verb-Interessentest | ||
PSYNDEX Tests-Dokument: 9006654 | ||
VIT - Verb-Interessentest (PSYNDEX Tests Review) | ||
Verb Interest Test/author | ||
Hell, B., Wetzel, E. & Pässler, K. | ||
(2013). Verb-Interessentest (VIT). Konstanz: Universität Konstanz. Online im Internet: https://www.testarchiv.eu/de/test/9006654 | ||
Bezugsquelle: Das Verfahren ist im Open Test Archive des ZPID enthalten und steht unter der Creative Commons-Lizenz "Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung" (CC BY-NC-ND); E-Mail: testarchiv@leibniz-psychology.org; URL: https://www.testarchiv.eu/; Stand: 18.05.2022. Anmerkung: Das Verfahren wurde 2013 in das Testarchiv des ZPID aufgenommen Nachweis im Testarchiv: Hell, B., Wetzel, E. & Pässler, K. (2013). VIT. Verb-Interessentest [Verfahrensdokumentation aus PSYNDEX Tests-Nr. 9006654 und VIT-Items mit Dimensions- und Instrumentzuweisung]. In Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) (Hrsg.), Elektronisches Testarchiv. Trier: ZPID. | ||
Adresse(n): o Prof. Dr. Benedikt Hell, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Hochschule für Angewandte Psychologie, Professor für Personalpsychologie mit dem Schwerpunkt Berufs- und Studieneignungsdiagnostik, Riggenbachstrasse 16, CH-4600 Olten, Schweiz ; E-Mail: benedikt.hell@fhnw.ch ; URL: https://www.fhnw.ch/de/personen/benedikt-hell ; Stand: 10.08.2020 o Dr. Katja Pässler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut Mensch in komplexen Systemen MikS, Riggenbachstrasse 16, CH-4600 Olten, Schweiz ; E-Mail: katja.paessler@fhnw.ch ; URL: https://www.fhnw.ch/de/personen/katja-paessler ; Stand: 30.08.2018 o Dr. Eunike Wetzel, Fakultät für Naturwissenschaften, Institut für Psychologie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsplatz 2, D-39106 Magdeburg ; E-Mail: eunike.wetzel@ovgu.de ; URL: http://www.ipsy.ovgu.de/Institut/Abteilungen+des+Institutes/Methodenlehre+II+_+Evaluation+und+Diagnostik/Team/Alumni/Wetzel.html ; Stand: 01.06.2021 | ||
WWW-Informationen:
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AbstractDiagnostische Zielsetzung:Das zentrale Ziel bei der Entwicklung des Verb-Interessentest (VIT) bestand in der Konstruktion eines Verfahrens zur genderfairen Erfassung arbeitsbezogener Interessen. Hierzu wurden drei verschiedene Konstruktionsprinzipien erprobt; als Ergebnis dieses Prozesses stehen drei Testvarianten zur Verfügung: "Klassisch" und "Balanciert" auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie (KTT), IRT auf der Grundlage differentieller Itemfunktionen (DIF).
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Testkonzept | ||
Theoretischer HintergrundDie Interessen eines Menschen können als einer der wesentlichen Bestandteile seiner Identität und seiner Bemühungen um eine bestmögliche Passung persönlicher Vorlieben und externer Anforderungen (bspw. durch die Arbeitswelt) betrachtet werden (Su, Rounds, & Armstrong, 2009, S. 860). Dabei scheinen geschlechtsspezifische Unterschiede in den Interessen einen erheblichen Einfluss u.a. auf schulische Leistungen und die Berufswahl zu haben (z.B. Hansen & Sackett, 1993; Lapan, Shaughnessy & Boggs, 1996). Vor diesem Hintergrund konnten Su et al. (2009) in einer Metaanalyse deutliche Abweichungen der arbeitsbezogenen Präferenzen von Männern und Frauen nachweisen. So bevorzugen Frauen offenbar das Arbeiten mit Menschen, Männer hingegen das Arbeiten mit Gegenständen. Darüber hinaus scheinen Frauen ein stärker sozial ausgeprägtes Interesse zu haben, wohingegen sich Männer mehr für den technischen Bereich begeistern lassen (Wetzel & Hell, 2012).Der im Rahmen des BMBF-Projektes "Genderfairness berufs- und studieneignungsdiagnostischer Tests" entstandene Verb-Interessentest (VIT; Hell, Wetzel & Pässler, 2013) soll berufsbezogene Interessen möglichst geschlechtsunabhängig erfassen. Im Unterschied zum sonst üblichen Itemformat, basierend auf Beschreibungen von Tätigkeiten, wurden dabei erstmals Verben als Itemgrundlage genutzt. Diese haben u.a. den Vorteil, dass sie sich auf kontextunabhängige und dennoch konkrete Aktivitäten beziehen. Die theoretische Grundlage des VIT bildet die empirisch gut bestätigte (z.B. Armstrong, Hubert & Rounds, 2003; Day & Rounds, 1998) und interkulturell anwendbare (z.B. Nagy, Trautwein & Lüdtke, 2010) Berufswahltheorie von Holland (1959, 1997; RIASEC-Modell). Diese unterscheidet sechs Interessen- bzw. Persönlichkeitstypen, welche jeweils spezifischen Arbeitsumfeldern zugeordnet werden können. Bei der Testkonstruktion wurden drei verschiedene Strategien zur Steigerung der Genderfairness des Verfahrens verfolgt (siehe unter "Testkonstruktion"). | ||
TestaufbauGemäß den sechs Dimensionen des RIASEC-Modells setzt sich das VIT aus folgenden Skalen zusammen:- Realistisch (Realistic, acht Items): Interesse an der Arbeit mit Dingen und Geräten oder dem Arbeiten im Freien; - Forschend (Investigative, acht Items): Interesse an wissenschaftlich-forschenden Tätigkeiten; - Künstlerisch (Artistic, fünf Items): Interesse am kreativen Ausdruck (inkl. dem Umgang mit Sprache sowie der bildenden und darstellenden Künste); - Sozial (Social, acht Items): Interesse daran, anderen zu helfen, sie zu erziehen oder sie zu beraten; - Unternehmerisch (Enterprising, acht Items): Interesse am Führen und Überzeugen anderer Menschen sowie dem Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen; - Konventionell (Conventional, acht Items): Interesse an der Arbeit in einem gut strukturierten Umfeld und Interesse an der Strukturierung von Inhalten. | ||
AuswertungsmodusDie Items werden mittels eines geschlossenen Antwortformats beantwortet. Die Auswertung erfolgt über eine Addierung der Itemscores zu Summenscores. | ||
AuswertungshilfenVom Erstautor kann eine Excel-Tabelle bezogen werden, die die Items sowie die Zuordnung der Items zu den Skalen enthält. Diese Tabelle erleichtert die Auswertung. | ||
AuswertungszeitDie Auswertung nimmt etwa fünf Minuten in Anspruch. | ||
ItembeispieleIn Tabelle 1 werden beispielhaft Items für die einzelnen Skalen und VIT-Versionen aufgeführt.Tabelle 1 Auszug der Items, geordnet nach Skalen und VIT-Versionen ----------------------------------------Anmerkungen. R = Realistisch, I = Forschend, A = Künstlerisch, S = Sozial, E = Unternehmerisch, C = Konventionell; K = VIT-Klassisch, B = VIT-Balanciert, IRT = VIT-Item Response Theorie. | ||
Durchführung | ||
TestformenDer Fragebogen wird als Individual- oder Gruppentest durchgeführt und liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Es stehen drei Testvarianten zur Verfügung: "Klassisch" und "Balanciert" auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie (KTT), IRT auf der Grundlage differentieller Itemfunktionen (DIF). | ||
AltersbereicheEs liegen keine Angaben zum intendierten Altersbereich vor. | ||
DurchführungszeitDie Durchführung nimmt etwa fünf bis acht Minuten in Anspruch. | ||
MaterialAls Testmaterial werden lediglich der Fragebogen und ein Stift benötigt. | ||
InstruktionDie Instruktionen werden standardisiert vorgegeben und sind auf dem Fragebogen abgedruckt. | ||
DurchführungsvoraussetzungenEs existieren keine spezifischen Durchführungsvoraussetzungen. | ||
TestkonstruktionEinen zentralen Bestandteil bei der Entwicklung des VIT nahm die schrittweise Erstellung dreier nach verschiedenen testtheoretischen Annahmen konstruierter Versionen ein. Durch diese Vorgehensweise sollte die Eignung der einzelnen Versionen in Bezug auf die geschlechtsunspezifische Erfassung berufsbezogener Interessen untersucht werden. Die zwei VIT-Versionen "Klassisch" und "Balanciert" wurden auf der Grundlage der Klassischen Testtheorie (KTT) konstruiert, wobei letztere geschlechtsspezifische Effekte auf der Ebene der Mittelwertsdifferenzen minimieren sollte. Bei einer dritten Testvariante (IRT) wurden die unterschiedlichen Antwortmuster von Männern und Frauen mittels differentieller Itemfunktionen (DIF) untersucht. Dabei wurden Items eliminiert, bei denen Männer und Frauen stark unterschiedliche Zustimmungswahrscheinlichkeiten trotz gleicher Eigenschaftsausprägungen hatten und die in diesem Sinne "unfair" waren.Die Itemgenerierung der drei VIT-Versionen erfolgte in mehreren Schritten: Zunächst wurden die anhand der Langenscheidt-Verb-Tabellen (Wendt & Thurmair, 1999) ermittelten Items (2227 Verben) durch zwei Experten den Dimensionen des RIASEC-Modells zugeordnet. In einem nächsten Schritt wurden die Verben durch Universitätsstudenten und -angestellte (n = 21) im Hinblick auf deren Mehrdeutigkeit beurteilt. Anschließend wurde die nach der Elimination ungeeigneter Items resultierende VIT-Forschungsversion (113 Items) in das Online-Portal "was-studiere-ich.de" implementiert und von N = 1186 Personen bearbeitet (Online-Stichprobe; Geschlecht: Frauen = 849, Männer = 337; Alter: M = 21, Range = 13-61 Jahre). Auf dieser Datengrundlage wurden mithilfe mehrerer Hauptkomponentenanalysen mit Varimax-Rotation weitere ungeeignete Items entfernt, so dass letztlich 84 Items (R = 13, I = 14, A = 9, S = 18, E = 18, C = 12) für die einzelnen VIT-Versionen verblieben. Aufgrund inhaltlicher und ökonomischer Überlegungen sollten alle Skalen durch acht Items repräsentiert werden. | ||
Gütekriterien | ||
ObjektivitätDie standardisiert vorgegebenen Instruktionen sichern die Durchführungsobjektivität des Verfahrens. Die Auswertungsobjektivität wird durch eine eindeutige Zuordnung der Items zu Skalen und durch ein geschlossenes Antwortformat sichergestellt. Die Interpretationsobjektivität soll durch Bezug auf ein anerkanntes Interessenstrukturmodell sichergestellt werden. | ||
ReliabilitätFür die beiden VIT-Versionen "Klassisch" und "Balanciert" wurden Reliabilitäten in Form von Cronbachs Alpha, für die VIT-Version "IRT" hingegen die analog zu interpretierenden Andrich's Reliabilitäten ermittelt. Die Kennwerte liegen für VIT-Klassisch zwischen Alpha = .83 (Künstlerisch) und Alpha = .91 (Sozial und Unternehmerisch), für VIT-Balanciert zwischen Alpha = .84 (Konventionell) und Alpha = .87 (Sozial und Unternehmerisch) sowie für VIT-IRT zwischen .66 (Künstlerisch) und .85 (Sozial und Unternehmerisch). | ||
ValiditätZur Überprüfung der Konstruktvalidität bearbeiteten n = 158 Universitätsstudenten (Kriteriums-Stichprobe; Geschlecht: Männer = 62, Frauen = 96; Alter: M = 24, Range = 20-40 Jahre) der Online-Stichprobe neben dem VIT auch den Allgemeinen Interessen-Struktur-Test (AIST-R; Bergmann & Eder, 2005). Da beide Verfahren Hollands Berufswahltheorie zugrunde legen, bietet die Berechnung entsprechender Korrelationen eine gute Möglichkeit zur Untersuchung der konvergenten und diskriminanten Validität. Hypothesenkonform zeigten sich hohe Zusammenhänge zwischen gleichen Interessendimensionen und niedrige Zusammenhänge zwischen verschiedenen Dimensionen.Zur Überprüfung der Kriteriumsvalidität wurde sowohl der Zusammenhang der VIT-Kennwerte mit der Zufriedenheit der Studierenden als auch mit der selbst eingeschätzten Passung von persönlichen Interessen und ihrem Studienfach untersucht. Hierzu wurden zunächst auf der Grundlage der individuellen VIT-Kennwerte sog. Holland-Codes berechnet (Berücksichtigung der Ausprägung des Interesses pro Dimension; zur genauen Vorgehensweise siehe Wetzel, Hell & Pässler, 2012), um anschließend mithilfe des sog. C-Index (Brown & Gore, 1994) die Übereinstimmung der individuellen mit den fächerspezifischen Codes zu analysieren. Für Biologiestudierende (Klassisch: r = .59; Balanciert: r = .44; IRT: r = .40) und weibliche Architekturstudierende (Klassisch: r = .47; Balanciert: r = .57; IRT: r = .74) ergaben sich hohe Korrelationen zwischen Zufriedenheit und den VIT-Kennwerten der Dimension Forschend. In den anderen Studienfächern ergaben sich uneindeutigere Befunde. | ||
NormierungDerzeit (Oktober 2013) liegen keine umfassenden Normierungsdaten vor. Vorläufige Normen können beim Erstautor bezogen werden. | ||
AnwendungsmöglichkeitenDer Verb-Interessentest dient der geschlechterunabhängigen Erfassung arbeitsbezogener Interessen und kann in allen Bereichen der Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie sowie in verwandten Feldern angewandt werden. | ||
BewertungUnter Zuhilfenahme verschiedener Konstruktionsstrategien konnte bei der Entwicklung des Verb-Interessentest (VIT) der Einfluss der jeweils zugrunde gelegten testtheoretischen Annahmen auf die Generierung geschlechtsunabhängig messender Items demonstriert werden. Diesbezüglich werden sowohl die Unzulänglichkeiten der Klassischen Testtheorie (KTT) wie auch die Stärken der Item Response Theorie (IRT) deutlich. Während die KTT keine adäquate Möglichkeit zur Reduktion von Geschlechtseffekten auf Itemebene bietet, gelingt dies im Rahmen der IRT anhand der Beachtung differentieller Itemfunktionen (DIF). Mit deren Hilfe können voneinander abweichende Antwortwahrscheinlichkeiten leicht identifiziert und die entsprechenden Items eliminiert werden. "In sum, of the three construction strategies, test development according to IRT can be most recommended both from a counselor's viewpoint (maximizing exploration) and from a psychometrician's viewpoint (precise trait estimation)" (Wetzel et al., 2011, S. 103).Kritisch anzumerken bleiben zum einen die relativ kleine Kriteriumsstichprobe (n = 158) und zum anderen die bislang fehlenden Untersuchungen zur prädiktiven Validität des VIT. Darüber hinaus wären detaillierte Angaben zur Durchführung, Auswertung und Interpretation des Verfahrens wünschenswert. Für die Itemgenerierung der einzelnen VIT-Versionen wurden umfangreiche und fundierte Analysen durchgeführt; die resultierende Itemanzahl der einzelnen Versionen (45) repräsentiert ein ökonomisches, aber dennoch reliables und valides Verfahren. Zu dessen Objektivität können derzeit (Oktober 2013) leider nur Aussagen zur Durchführungs- und Auswertungs-, nicht jedoch zur Interpretationsobjektivität gemacht werden (s.o.). Die Reliabilitätskennwerte liegen mit wenigen Ausnahmen (Skalen Künstlerisch und Realistisch des VIT-IRT) im guten bis sehr guten Bereich. Die bislang zur Überprüfung der Validität durchgeführten Untersuchungen sprechen für die Konstruktvalidität des VIT, eine weitere Untermauerung der kriterienbezogenen Validität steht hingegen noch aus. Diesbezüglich sollten die zur Validierung gewählten externen Kriterien auf ihre Tauglichkeit hin überprüft und weitere Untersuchungen durchgeführt werden. | ||
Literatur
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Jennifer Schroth (20.09.2013) Benedikt Hell (11.10.2013) | ||
APA-Schlagworte/PSYNDEX Terms: | Classical Test Theory; Item Response Theory; Questionnaires; Rating Scales; Screening Tests; Verbs; Occupational Interest Measures; Industrial and Organizational Psychology; Human Resource Management; Personnel Selection; Occupational Interests Klassische Testtheorie; Item-Response-Theorie; Fragebögen; Rating-Skalen; Screening Tests; Verben; Berufsinteressentests; Arbeits- und Organisationspsychologie; Personal-Management; Personalauswahl; Berufliche Interessen | |
weitere Schlagworte: | 2012 (VIT); 2013 (Open Test Archive); Open Access; 45 Items; Skalen: 1 Realistisch, 2 Forschend, 3 Künstlerisch, 4 Sozial, 5 Unternehmerisch, 6 Konventionell; Normierungs-/Untersuchungsjahr: keine Angaben | |
Klassifikation: | Berufs- und arbeitspsychologische Tests; Motivation und Emotion; Berufliche Interessen, berufliche Laufbahn und Berufsberatung; Personalmanagement, Personalauslese und Personalausbildung Personalauswahl- und Personalbeurteilungsverfahren sowie Assessment-Center-Verfahren; Berufliche Interessentests 7.3.2.4; 8.2 | |
Anwendungstyp: | Selection | |
Art der Publikation: | Test; Electronic Resources (90; 94) | |
Sprache: | German | |
Übersetzungen: | English | |
Land: | Germany | |
Publikationsjahr: | 2013 | |
Änderungsdatum: | 201808 | |
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